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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0056
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— 52 —

So sich doch nw alle ding verkeert
So wirstu auch von mich geleert.

Hsch. 237X347.
Gotha, schabloniert.

Der Hahn: Petr. II 71 und 116; der Affe: I 77 v und 135 v; der Storch: II fol. a., des Titelbogens; das Schwein:
II 71, Off. 90.

17. Das Turnier der Gans und des Hahnes. Die rechte Hälfte zeigt den Hahn, der, mit Turnierstange und
Tartsche auf einem Fuchse stehend, von zwei Knappendienste tuenden Hunden begleitet, nach links zum Angriffe
sprengt. Oben ein Flugband mit dem geschnittenen Reimpaare:

So khum ich zu dir her gedrungen
hab auch mein feindt dar zu zwungen.
Die linke Hälfte kenne ich nicht. Die Deutung des Bruchstückes entnehme ich einem anonymen Nürnberger
Flugblatte des Gothaer Kabinettes «Von dem vberflüssigen gepreng vnd hochfart der Genß . . . « (199x347), auf dem
neben andern Motiven der Tierfabel auch das Thema des beschriebenen Schnittes in gegenseitiger freier Wieder-
holung angebracht ist. Hier ist der Gegner des Hahnes die Gans, die sich des Wolfes als Reittier bedient. Von dieser
Gruppe wird auf unserem Fragmente nur die Spitze der Turnierstange und das Ende eines Spruchbandes mit dem
Reime »sessen : fressen« sichtbar.
Hsch.

Nürnberg, rechte Hälfte, auf 232X328 verschnitten. Heinrich Röttinger.

Virgil Solis.

Die Holzschni'ctillustrationen.
(Schluß.)

Mit der »Bibel« hat Solis sein Größtes geleistet, sein bestes,
eigenstes und deutschestes Werk. In den folgenden Illustrationen
wird der Anteil der Schüler immer bedeutender und die Kraft des
Meisters selbst erlahmt.

Das Todesjahr 1562 brachte — abgesehen von den Illustra-
tionen zu Reißners »Jerusalem« (einer halbwissenschaftlichen
Beschreibung der heiligen Stadt),die Ubisch als Nachschnitte über-
zeugend nachgewiesen hat — zwei Publikationen: den »Hortulus
Animi« und eine »Passion«, beide im Verlag Valentin Neubers zu
Nürnberg erschienen. Der Hortulus, den Bartsch nicht kennt, ist
nicht ganz von Solis illustriert, bloß die Blätter, die in der — beige-
bundenen — »Passion unseres Herrn Jhesu Christi« wieder ver-
wendet sind, und die Apostel, die dort gleichfalls als das übliche
»Symbolum« anschließen, dürfen als von seiner Hand herrührend
angesehen werden. Die Blätter 18, 20, 23, 26, 27, 28, 29, 30, 31,
32, die schon in den Alaßen, meist 51 : 63 nun, von den eigen-
händigen abweichen, lassen einen in Stil und Ausdruck durchaus anders gearteten Künstler von minderer Begabung
erkennen, der auch mit der Werkstatt des Solis kaum etwas gemein hat. Es sind im ganzen, die Wiederholungen ab-
gerechnet, mit den fremden Illustrationen vierzig Blätter, von denen nur zehn das Zeichen tragen.

Die folgende Passion zählt Bartsch unter Nummer 6 seines Kataloges auf und gibt ihre Anzahl mit 24 Blättern
an. Es sind aber gleichwie bei der von 1553 fünfzig und das Symbolum der zwölf Apostel als Anhang. Auffallend ist,
daß eine ganze Reihe von Blättern nach denen der Geyßlerschen Passion im Gegensinn geradezu kopiert ist —
offenbar von Schülerhänden, da es doch zu kurios wäre, ein Selbstplagiat des Meisters anzunehmen. Freilich könnte
auch dieses mit der Überfülle von Aufträgen erklärt werden oder auch damit, daß dem gefeierten, für den ersten
Verlag Deutschlands arbeitenden Künstler der kleine Nürnberger Buchdrucker gerade gut genug erschienen sein
mag. Allein so einfach ist die Sache doch nicht und wenn man selbst den Gedanken, daß hier Schülerarbeit vorliegt,
aufrecht hält, so wird man doch auch hier ein Eingreifen des Solis annehmen müssen; denn hier ist ebenso wie an

Virgil Solis, Holzschnitt aus Ovids Metamorphosen.
 
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