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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0067
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Cornelis Anthonisz, Die Herren von Brederode. Holzschnitt (rechte Hälfte).

Amsterdam, Kupferstichkabinett.

vollständigste Sammlung besitzt und das in der letzten
Zeit hierzulande größeres Interesse weckt, besonders in
Künstlerkreisen; diese Neuerwerbung ist deshalb beson-
ders interessant, weil das Kabinett schon eine farbige
Skizze von Seghers zu dieser Radierung besaß; die-
selbe mißt 100««;;; in der Höhe und 128;;;;;; in der
Breite, sie war ursprünglich größer und hat dem Künstler
wahrscheinlich als Vorstudie für eine Radierung in dem-
selben Sinne gedient, die 124 mm hoch und 172 mm breit
ist; später ist sie dann beschnitten worden; ebenso ist die
Kupferplatte der zuletzt genannten größeren Radierung
höchstwahrscheinlich beschnitten worden, so daß sie nur
noch 95 mm hoch und 138«;;;; breit war, sodann fast
ganz, das heißt bis auf die Umrisse, ausgeschliffen und
neu bearbeitet worden. Von dieser verkleinerten Platte
wäre dann die neu erworbene Radierung ein Abdruck.
(Siehe die Abbildung.) Das Kabinett besaß nun schon

I eine Radierung, die als ein wieder etwas beschnittener
(93X130) Druck im Gegensinne dieses Plattenzustandes
angesehen werden muß. Die in dem Artikel von Dr. W.Bode
im Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Band
XXIV, gegenüber der Seite 192 reproduzierte Radierung,
die sich im Königlichen Kupferstichkabinett zu Dresden
befindet und die nach einer gütigen brieflichen Mitteilung
von Dr. Max Lehrs 93 und 125 mm von der Einfassungs-
linie ab mißt, stellt nun einen noch späteren Zustand dar.
Wir hätten demnach von dieser Radierung außer der
Skizze drei Zustände und einen Abdruck im Gegen-
sinn, die sich alle, mit Ausnahme des dritten Zustandes,
in Amsterdam befinden: I. Zustand: bevor die Platte be-
schnitten ist (124X 172), II. Zustand: die Platte ist be-
schnitten (95x138); die Neuerwerbung. III. Zustand: die
Platte ist noch mehr beschnitten (93 X 125); befindet sich
in Dresden. J. Ph. van der Kellen.

Ausstellungen.

Mannheim. Kunsthalle. — Die erste Forderung,
die man heute an eine moderne Ausstellung stellt, ist:
Übersichtlichkeit der Anordnung und strenge Auswahl.
Besonders gilt das von den graphischen Künsten, die
ohnehin nach intimer Darbietung verlangen. Wo man
früher oft in kahlen Räumen durch ein wirres Durch-
einander möglichst zahlreich zusammengestellter Werke
bedrückt wurde, da erfreut man sich jetzt einer klaren
Aufstellung innerhalb geschmackvoll hergerichteter In-
terieurgestaltung. Ein gutes Beispiel dieser Art bietet
auch die jetzt eröffnete »Meisterausstellung inter-
nationaler Graphik des XIX. Jahrhunderts« in
der Kunsthalle zu Mannheim. Es ist interessant und er-
freulich zu sehen, wie hier binnen Jahresfrist durch die

Tatkraft und Energie eines geeigneten Leiters eine Kunst-
bewegung in breiten Massen angebahnt worden ist, die
durch derartige Sonderveranstaltungen nur gefördert
werden kann. Den Anlaß zu der Ausstellung bot die
Eröffnung eines »Kunstwissenschaftlichen Instituts und
graphischen Kabinetts«, eines modern eingerichteten
und zweckmäßigst ausgestatteten Studienraumes, der in
seiner intimen Vornehmheit zu den schönsten Räumen
dieser Art gehört.

Die Ausstellung will kein vollständiges Bild der
Graphik des XIX. Jahrhunderts bieten, sondern sie will
innerhalb eines maßvoll gewählten Rahmens die Ent-
wicklungsfaktoren moderner graphischer Anschauung
vorführen. Das geschieht durch strenges Ausscheiden und
 
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