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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.4226#0070
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— 66 —

wo sich am Beginn des XVI. Jahrhunderts eine Kupferstich-' und eine Holzschnittwerkstätte- befunden haben, kann
man noch manchen interessanten Fund erwarten. Gustav Gugenbauer.

1 Die Kupferstichwerkstätte behandelt Lehrs im [. Bd. des Geschichtswerkes, S. 273—278.

2 Die Holzschnitte dieser Werkstätte erwähnt Schreiber im I. Bd. S. VII und im II. Bd. S. 32 in der Kote. Unter den Mondseer Codices der
Hofbibliothek ist der Cod. Mscr. 4091 mit Holzschnitten der eigenen Werkstatt geschmückt. In den Text eingeklebt sind 35 Schnitte einer Passion
(fol. 133b—178b), davon eine Darstellung in drei Exemplaren. Auf der Deckelinnenselte am Ende des Bandes klebt ein »St. Benedictus« mit »Mansee«
und »f. B. A L L D« (cf. Schreibe)' III. Bd., Signaturenverzeichnis) signiert.

Zu dem Maclonnenrclicf Pierino da Vincis im Bargello zu Florenz.

Eine der wenigen auf uns gekommenen und bezeugten Arbeiten von Lionardo da Vincis Neffen, dem begabten
früh verstorbenen' Pierino da Vinci, ist das kleine Relief mit der h. Jungfrau, dem Christus- und dem Johannesknaben und

einem alten Heiligenpaar
im Bargello zu Florenz,
wohin es 1836 aus den
Magazinen des Palazzo
Vecchio gekommen ist.2
Vasari sagt in seiner
Vita des Künstlers von
dieser Skulptur folgen-
des: »Ma perche l'opera
era faticosissima, s'anda-
va intrattenendo con
altri studi e lavori di
manco importanza. On-
de nel medesimo tempo
fece un quadro piecolo
di basso rilievo di mar-
mo, nel quäle espresse
una Nostra Donna con
Cristo, con San Giovanni
e con Santa Lisabetta,
che fu ed e tenuto cosa
singulare ; ed ebbelo
l'illustrissima duchessa,
ed oggi e fra le cose rare
del duca nel suo scrit-
toio«.3

Das ȟberaus an-
strengende Werk«, von
dem sich Pierino »bei
anderen weniger bedeu-
tenden Studien und Ar-
beiten« erholte, war eine
verschollene große Mar-
morgruppe: Simson er-
schlägt mit der Eselskinn-
backe einen Philister. Die
»Herzogin« ist Eleonore
vonToledo,die Gemahlin

nennung der greisen Gestalten im Hintergrund schließlich ziemlich gleichgültig, so

Pierino da Vinci, Marmorrelief im Bargello zu Florenz.

Cosimos I. von Medici-
Im Katalog des Bar-
gello wird der alte Mann
links hinten Joachim be-
nannt, für die alte Frau
im Hintergrund rechts
wird der von Vasari über-
lieferte Name der h. Eli-
sabeth beibehalten. Das
geht wohl nicht recht
an. Erkennt man in der
alten Frau die h. Elisa-
beth, so wird man wohl
den alten Mann für den
h. Zacharias ansehen
müssen, ihn für den h.
Joachim, den Vater der
Muttergottes, halten dar!
man doch nur dann,
wenn man für die alte
Frau Vasaris Bezeich-
nung aufgibt und sie die
h. Anna nennt. Weniger
wegen der ungewohnten
Tracht und derBartlosig-
keit (auchLucaSignorelli
stellt den h. Josef gele-
gentlich bartlos dar) als
vielmehr darum, weil er
doch offenbar wie das
äußere auch das innere
Gegenstück der alten
Frau, also vermutlich
deren Gatte ist, wird man
in dem alten Mann links
kaum den Nährvater er-
blicken können.

Ist aber die Be-
sind unzweifelhaft sie es,

von

denen der befremdliche und zwiespältige Eindruck ausgeht, den das Kelief sicherlich auf jeden fein-

1 Nach Vasari, ed. Milanesi, VI (Firenze 1881), S. 131, mit 23, nach Milanesi (ebenda, Anm. 1) wahrscheinlich 1554 mit 33 Jahren.

2 So in I. B. Supinos Catalogo del R. Museo Nazionale di Firenze (Roma 1898), S. 55, Nr. 118.

•! Diese Stelle (Vasari, 1. c, S. 12S) ist bereits im Bargello-Katalog angezogen, doch identifiziert schon .Milanesi (1. c, S. 128, Anm. 2) das
Relief im Bargello mit der von Vasari beschriebenen Arbeit.
 
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