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Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst — 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.4207#0020
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— 16 —

Damit wird offenbar nichts Neues verlangt; denn eine solche Wirkung
bringt jedes Bild, jedes Kunstwerk hervor. Nur wird sie von anderen
Elementen des künstlerischen Eindrucks isoliert, von allem Gedank-
lichen einerseits, von allem Schmückenden andrerseits, und es ist
daher folgerichtig, daß Kandinsky in seinen Bildern alles Inhaltliche
verwischt, an das ja notwendig geistige Assoziationen anknüpfen müssen,
und die gewohnten Linienharmonien und Farbenakkorde durch Neu-
bildungen ersetzt. Erklärt sich so das scheinbar sinnlose Gekritzel seiner
Zeichnungen und ihre wirre Phantastik leicht als Konsequenz einer
Theorie, so mag doch fraglich erscheinen, ob die angestrebte reine
Gefühlswirkung nicht der Legierung bedarf, aus der Kandinsky sie
scheidet; die Beschränkung auf sie allein macht das Kunstwerk nicht
nur ärmlich, sondern müßte auch — da diese Gefühlsauslösung, einmal
gelungen, unwandelbar ist —auf dieDauer unerträglich langweilig werden.

Nicht aus theoretischen Erwägungen, sondern aus der Betrach-
tung der Arbeiten Kandinskys ergibt sich diese Einsicht; nicht daß sie
langweilig wären — ich finde manche von ihnen reizvoll und amüsant —,
aber weil das theoretisch Geforderte in ihnen nicht gilt, eben nicht gelten
kann. Bei aufmerksamer Betrachtung dieser Blätter wachsen ihnen von
allen Seiten inhaltliche Assoziationen zu, denn sie haben bestimmte Bild-
inhalte; ob diese geflissentlich und künstlich verundeutlicht sind oder
ob sie — wie mir ein Mediziner sagt — in einer für bestimmte patho-
logische Entartungen typischen Weise aus dem Unterbewußtsein ge-
schöpft sind, ist für die Wirkung nicht ausschlaggebend. Sicher sind
gedankliche Elemente in diese Bilder verarbeitet und infolgedessen lösen
diese Gnomenschlachten und spukhaften Reiter und Boote auf schwarzen

Anzeigen neuer Erscheinungen.

Seen ebensolche Assoziationen im Beschauer aus. Andrerseits aber
scheint auch die dekorative Wirkung dieser gut gefüllten Flächen, dieser
stark und sicher nebeneinander gesetzten Farben unzweifelhaft zu sein,
und so sehen wir die Kunst Kandinskys von dem Zentrum, auf dem sie
zu balancieren versucht, nach den beiden Extremen fortgerissen, die sie
verpönt.

Daß dies geschieht und diese Holzschnitte halb intellektuell, halb
dekorativ wirken, zwischen Hieroglyphik und Buntpapieren die Mitte
halten, kommt daher, daß ihre Ausdrucksfunktion, von ihren natürlichen
Lebensbedingungen losgerissen, existenzunfähig ist; mit andern Worten,
daß diese Kunst nicht aus der Kraft eines schöpferischen Ingeniums
herausgeboren, sondern zur Belegung einer Theorie entstanden ist. Der
Künstler Kandinsky ist dem Denker Kandinsky nicht gewachsen; von
diesem zum Schaffen vergewaltigt, bringt jener aus Verstand und Ge-
schmack eine Leistung zuwege, die im Zwielicht der neuen Theorien
grell und unheimlich flackert, dennoch aber um nichts moderner ist als
Kandinskys Lyrik. Sie arbeitet mit intellektuellen Verknüpfungen wie der
Symbolismus des endenden neunzehnten Jahrhunderts, mit einem un-
organischen Schmucktrieb wie der Dekorationsstil der gleichen Zeit;
Kandinskys Kunst ist — durch ihr Durchtränktsein mit modernstem
Intellekt zur Schwerkenntlichkeit verzerrt — eine Art nachblühenden
Jugendstils. Sie bleibt weit unter den Theorien, die sie illustrieren soll;
Schaffen und Denken sind durch eine tiefe Kluft getrennt, und ein
Künstler, den die Vergangenheit nicht losläßt, hängt an dem Denker, der
uns — klarer und sicherer als andere — Wege der Zukunft weist.

Hans Tietze.

MAPPEN, ILLUSTRIERTE BÜCHER UND LITERATUR DER GRAPHISCHEN KÜNSTE.

Ausstellung der Lithographien und Originalradierungen von
Edvard Münch. Katalog mit Vorwort von Emil Waldmann. Mit
10 Abb. (18 S.) 19-5X13-5 cm. Dresden, Galerie Ernst Arnold. Mk. 1-—.

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C ramp e,Th., Unser Grunewald. Lithographien.(6Taf.)31X41 cm.
Berlin, Hapke & Schmidt. Mk. 2-—.

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Die farbige Künstlerlithographie und ihre Bedeutung für die
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Kall morgen, Friedrich. Hamburg [/II. Studienblätter. Je
10 Bromsilberphotographien in Faks.-Wiedergabe. 48-5 X 36 cm. Berlin-
Steglitz, Neue Photogr. Gesellschaft. Je Mk. 15-—.

Kampf, Artur. Studien. 10 Bromsilberphotographien in Faks.-
Wiedergabe. 49X34-5 cm. Berlin, Neue Photogr. Gesellschaft. Mk. 15-—.

Kokoschka, Oskar, Zwanzig Zeichnungen. (20Bl.) 43X32 cm.
Berlin, Verlag »Der Sturm«. Mk. 12-—. (Luxus-Ausgabe Mk. 25-—.)

Menzel, Adolf von. Handzeichnungen. 12 Bromsilberphoto-
graphien in Faks.-Wiedergabe. 30X23 cm. Berlin-Steglitz, Neue Photo-
graphische Gesellschaft. Mk. 10-—.

Milde, Dorothea, Aus Goslars alten Gassen und Winkeln.
6 Federzeichnungen. 1 Bl. Text. 35X25 cm. Goslar, J. Brumby. Mk. 2-—.

Nasse, Herrn., Stefano della Bella. Ein Maler-Radierer des
Spätbarocks. Mit 25 Lichtdmcktaf. (82 S.) Lex.-8°. (Zur Kunstgeschichte
des Auslandes. 104. Heft.) Straßburg, J. H. E. Heitz. Mk. 9 —.

Paczka, Cornelia. Handzeichnungen. 12 Bromsilberphoto-
graphien in I'aks.-Wiedergabe. 49X36 cm. Berlin-Steglitz, Neue Photo-
graphische Gesellschaft. Mk. 25-—.

Petzold Daniel, Ansichten Märkischer und Pommerscher
Städte aus den Jahren 1710—1715. Nach den Originalzeichngn. im Auf-
trage der königl. Bibliothek herausgegeb. von Heinr. Meisner. 89 Lichtdr.-
Taf. (16 S. Text). 35X51 cm. Berlin, Dietrich Reimer. Mk. 30-—.

Shakespeare, Hamlet, Mit 16 Lichtdr.-Taf. nach den Lithogr. von
Eugene Delacroix. (175 S.). 45-5X34 cm. Leipzig, Insel-Verlag.
Mk. 50'—. (Luxus-Ausg. Mk. 125-— u. 175-—.)

Sievers, Joh., Die Radierungen und Steindrucke von Käthe
Kollwitz innerhalb der Jahre 1890—1912. Beschreibendes Verzeichnis.
Mit 1 Orig.-Radg. u. Abbildgn. sämtl. Arbeiten. (XII, 145 S.). 32X25 cm.
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Stadler, Fr. J., Michael Wolgemut und der Nürnberger Holz-
schnitt im letzten Drittel des XV. Jahrhunderts. Mit 43 Taf. (XIV, 271 S.).
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Stoermer, Kurt, Bilder 1813. 4 Holzschnitte. (4 Taf.).
45-5X33 cm. Worpswede-Charlottenburg, Horen-Verlag. Mk. 30-—.

Derselbe. Der Gastfreund. Eine Ballade in 7 Holzschnitten.
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Thüringer Kalender 1914. Mit 4 Orig.-Steinzeichngn. von Hans
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Ziegler, Walter, Die manuellen graphischen Techniken. Zeich-
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