56. STUART AND REVETT. 69
selbst eingetreten sei; den Venetianern allein fällt sie auch nicht zur Last*•*) ; es
kann also nur die Zerstörungswuth der Türken solche Wirkungen hervorgebracht
haben.
Dalton veröffentlichte bald nach seiner Rückkehr seine Zeichnungen (1751), sie 59
fanden aber kein Interesse. Und doch waren sie weit besser als alles was bisher
vom Parthenon gezeichnet war, und überhaupt das erste was davon dein Publikum.
in Abbildung vorgelegt ward; denn Carreys Blätter waren, nachdem Montfaucon
aus ihnen ein paar Stückchen publiciert hatte, in der Sammlung eines Liebhabers
verschwunden und galten selbst in Frankreich für verloren2s4), Otieres Skizzen
lagen unbeachtet, ja ungekannt in der Pariser Bibliothek 2S5). Aber das Interesse
war bereits auf ein anderes Unternehmen gerichtet. Gegen Ende des Jahres 1748
hatte der Maler James Stuart, welcher seit sechs Jahren in Rom seinen Studien lebte,
einen Prospectus veröffentlicht, in dem ein Werk in grossem Massstabe über die
Alterthümer Athens in Aussicht gestellt ward. Angeregt wie es scheint durch Gavin
Hamilton, hatte er den Plan eines längeren Aufenthalts in Griechenland gefasst und
verband sich hierfür im Jahre 1749 mit dem Maler und Architekten Nicholas Re-
vett, seinem jüngeren römischen Studiengenossen, der selbständig den gleichen Ent-
schluss gefasst hatte. Das Unternehmen, von angesehenen Gönnern unterstützt, fand
grossen Anklang, und im März 1750 verliessen beide Männer Rom, mit trefflichen
Instrumenten versehen und überhaupt auf das sorgfältigste vorbereitet. Durch
mangelnde Reisegelegenheit lange in Venedig zurückgehalten kamen sie erst am
18 März 1751, nachdem ihr Prospectus von neuem bearbeitet und durch Sir James
Gray verbreitet, auch eine Subscription eröffnet war, in Athen an und nahmen bei
dem englischen Consul Logothetis Quartier. Zunächst blieben sie dort zwei volle
Jahre in fast ununterbrochener Thätigkeit, bis Unruhen sie nöthigten am 5 März 1753
die Stadt auf einige Monate zu verlassen. Im Juni kehrten sie zurück, aber neue
Unruhen und ein ernstes Zerwürfnis mit ihrem habgierigen Wirth zwangen Stuart am
20 September wiederum abzureisen, ohne seine Arbeiten ganz vollendet zu haben; am
27 Januar 1754 folgte ihm Revett2*1). Die nur durch die Liberalität reicher Lands-
leute, unter andern Lord Charlemonts, ermöglichte lange Dauer des Aufenthalts nicht
minder als die Befähigung und Vorbildung der beiden Männer machen dies Unter-
nehmen zur ersten wirklich wissenschaftlichen Erforschung Athens und somit auch
des Parthenon, dessen Untersuchung zu Ende geführt ward. Stuart und Revett
wüsten sich wenigstens während der ersten beiden Jahre mit den Behörden in gutem
Einvernehmen zu erhalten, so dass ihnen die Benutzung von Gerüsten, die Vornahme
von Ausgrabungen u. s. w. gestattet wurde. Die Arbeit ward so getheilt, dass Re-
vett den architektonischen Theil übernahm und mit sehr grosser Genauigkeit durch-
führte. Stuart gieng ihm hierbei zur Hand und überwachte die ganze Arbeit, lieferte
aber ausserdem sämmtliche Ansichten und säuimtliche Skulpturzeichnungen, welch
letzteren er sogar Messungen nach den Originalen zu Grunde legte. Am oberfläch-
lichsten behandelte er die so arg mitgenommenen Giebelgruppen; die östliche gab er
a») Das sc|iejnt ,„jr wenigstens aus Morosinis Depesche (Anh. III, 23) hervorzugehen.
^J Absch. II j ä.
285) Ebda § 6. 8.
286) Yg| Stuarts Vorrede zum ersten, und die Tagebücher und Lebensskizzen vor dem vierten
Barde der Antiquilies of Athens.
selbst eingetreten sei; den Venetianern allein fällt sie auch nicht zur Last*•*) ; es
kann also nur die Zerstörungswuth der Türken solche Wirkungen hervorgebracht
haben.
Dalton veröffentlichte bald nach seiner Rückkehr seine Zeichnungen (1751), sie 59
fanden aber kein Interesse. Und doch waren sie weit besser als alles was bisher
vom Parthenon gezeichnet war, und überhaupt das erste was davon dein Publikum.
in Abbildung vorgelegt ward; denn Carreys Blätter waren, nachdem Montfaucon
aus ihnen ein paar Stückchen publiciert hatte, in der Sammlung eines Liebhabers
verschwunden und galten selbst in Frankreich für verloren2s4), Otieres Skizzen
lagen unbeachtet, ja ungekannt in der Pariser Bibliothek 2S5). Aber das Interesse
war bereits auf ein anderes Unternehmen gerichtet. Gegen Ende des Jahres 1748
hatte der Maler James Stuart, welcher seit sechs Jahren in Rom seinen Studien lebte,
einen Prospectus veröffentlicht, in dem ein Werk in grossem Massstabe über die
Alterthümer Athens in Aussicht gestellt ward. Angeregt wie es scheint durch Gavin
Hamilton, hatte er den Plan eines längeren Aufenthalts in Griechenland gefasst und
verband sich hierfür im Jahre 1749 mit dem Maler und Architekten Nicholas Re-
vett, seinem jüngeren römischen Studiengenossen, der selbständig den gleichen Ent-
schluss gefasst hatte. Das Unternehmen, von angesehenen Gönnern unterstützt, fand
grossen Anklang, und im März 1750 verliessen beide Männer Rom, mit trefflichen
Instrumenten versehen und überhaupt auf das sorgfältigste vorbereitet. Durch
mangelnde Reisegelegenheit lange in Venedig zurückgehalten kamen sie erst am
18 März 1751, nachdem ihr Prospectus von neuem bearbeitet und durch Sir James
Gray verbreitet, auch eine Subscription eröffnet war, in Athen an und nahmen bei
dem englischen Consul Logothetis Quartier. Zunächst blieben sie dort zwei volle
Jahre in fast ununterbrochener Thätigkeit, bis Unruhen sie nöthigten am 5 März 1753
die Stadt auf einige Monate zu verlassen. Im Juni kehrten sie zurück, aber neue
Unruhen und ein ernstes Zerwürfnis mit ihrem habgierigen Wirth zwangen Stuart am
20 September wiederum abzureisen, ohne seine Arbeiten ganz vollendet zu haben; am
27 Januar 1754 folgte ihm Revett2*1). Die nur durch die Liberalität reicher Lands-
leute, unter andern Lord Charlemonts, ermöglichte lange Dauer des Aufenthalts nicht
minder als die Befähigung und Vorbildung der beiden Männer machen dies Unter-
nehmen zur ersten wirklich wissenschaftlichen Erforschung Athens und somit auch
des Parthenon, dessen Untersuchung zu Ende geführt ward. Stuart und Revett
wüsten sich wenigstens während der ersten beiden Jahre mit den Behörden in gutem
Einvernehmen zu erhalten, so dass ihnen die Benutzung von Gerüsten, die Vornahme
von Ausgrabungen u. s. w. gestattet wurde. Die Arbeit ward so getheilt, dass Re-
vett den architektonischen Theil übernahm und mit sehr grosser Genauigkeit durch-
führte. Stuart gieng ihm hierbei zur Hand und überwachte die ganze Arbeit, lieferte
aber ausserdem sämmtliche Ansichten und säuimtliche Skulpturzeichnungen, welch
letzteren er sogar Messungen nach den Originalen zu Grunde legte. Am oberfläch-
lichsten behandelte er die so arg mitgenommenen Giebelgruppen; die östliche gab er
a») Das sc|iejnt ,„jr wenigstens aus Morosinis Depesche (Anh. III, 23) hervorzugehen.
^J Absch. II j ä.
285) Ebda § 6. 8.
286) Yg| Stuarts Vorrede zum ersten, und die Tagebücher und Lebensskizzen vor dem vierten
Barde der Antiquilies of Athens.