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Michaelis, Adolf; Deutsches Archäologisches Institut <Berlin> [Hrsg.]
Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts 1829-1879 (Festschrift zum einundzwanzigsten April 1879) — Berlin, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.880#0028
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22 BESUCH DES KRONPRINZEN VON PREUSSEN IN ROM.

schlingen abzog, war den bisherigen Planen fern geblieben, für
welche sich zu interessieren er, wie er an Niebuhr schrieb, keinen
Beruf in sich verspürte. Gerhard aber gab nicht so leicht einen
einmal gefassten fruchtbaren Gedanken auf, sondern erwog die
Möglichkeit, was in Deutschland und in Paris unausführbar
geworden war, nunmehr von Rom aus zu betreiben. Dies war
weit mehr nach Bunsens Sinn, und er machte den Vorschlag
das frühere Project auf die Publication unbekannter Bild-
werke und factischer Notizen zu beschränken. Nur schien
ihm selbst in dieser knapperen Form die Ausführung finanziell
sehr schwierig zu sein, und noch schwerer wogen die Bedenken,
welche ihm als Diplomaten die Stellung der päpstlichen
Regierung und der einheimischen Gelehrten zu einem solchen
Unternehmen einfiösste. Während solche Erwägungen noch
schwebten und Gerhard sich eifrig bemühte Bunsens Bedenken
zu zerstreuen, kam der Kronprinz von Preussen nach Rom.
Es war ein Ereigniss für die ewige Stadt, nicht bloss für die
dort lebenden Deutschen. Der geistvolle Prinz ward von
dem Zauber der alten Roma mächtig ergriffen: «sein schönes
Gemüth», berichtet Bunsen an Niebuhr, «gieng auf im Sonnen-
schein der alten Welt, und sein lebendig aufsaugender Geist
flog unaufhörlich blitzend und funkelnd durch ihre Herrlich-
keit». Zwanzig Tage Hess er sich von Bunsen, mit welchem
sich hier das nahe Verhältniss für das ganze Leben knüpfte,
und von Gerhard in Roms Wunder einweihen; dann folgte
im November ein Ausflug nach Neapel. Bunsen war ver-
hindert ihn zu begleiten, Panofka weilte noch in Paris: so
fiel es Gerhard zu, dem Kronprinzen dort als antiquarischer
Führer zu dienen. Gerhard liess diese Gelegenheit nicht
ungenutzt dem hohen Herrn auch seine Pläne und Sorgen
ans Herz zu legen, und in der That gelang es, bei einem
Ausfluge auf dem Markte von Pozzuoli ihm seinen Namen
zur Protection des Unternehmens, wie sich der Prinz selbst
später humoristisch ausdrückte, «abzuquetschen». Sofort
setzte sich Gerhard auch mit dem kunstsinnigen und an den
italienischen Höfen einflussreichen Herzog von Blacas, welchen
Panofka bereits für das frühere Project günstig gestimmt
 
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