Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Cod. Pal. germ. 189

Rezeptsammlung aus dem Umfeld des kursächsischen Hofes. Sophia von Miltitz wird als
bereits verstorben genannt (314v), die Sammlung entstand also nach 1565. Der von den
Teilen I.—III. abweichende Wasserzeichenbefund, die andere Schreiberhand sowie der
Verlust zahlreicher Oberlängen der jeweils ersten Zeilen eines Bl. durch Zuschneiden auf
das Papierformat der anderen Rezeptsammlungen machen deutlich, daß dieser Teil der
Hs. nicht ursprünglich mit den übrigen zusammengehörte und wohl erst in Amberg bei-
gebunden wurde.

Als Rezeptzuträger werden genannt: Kaiser Karl V.? (313r); Kurfürst [August?] von Sach-
sen (3131); Sophia von Miltitz (314v).

(1. 313r—317r) 4 Rezepte zur Behandlung von Sturzverletzungen. - (2. 318r-322v) 17 Re-
zepte gegen Brand und Erfrierungen. - (3. 323r-330v) 27 Rezepte gegen Rotlauf, Blattern,
Geschwüre, Fisteln, Krebs und Feigblattern. - (4. 331r-333v) 9 Rezepte gegen Krankhei-
ten des Mastdarms und gegen Brüche. - (5. 333v-334v) 6 Rezepte gegen Geschwüre an den
Hoden. - (6. 335r-335v) 3 Rezepte gegen Scharbock. - (7. 336r-337v) 8 Rezepte gegen
Krankheiten an Armen, Beinen, Füßen und Händen. - (8. 337v-358r) 23 Rezepte gegen
verschiedene Krankheiten. - 358'-360;:'' (bis auf Schriftraumbegrenzung), 360;:'v-367::'v
leer.

MM

Cod. Pal. germ. 189
Rezeptsammlung

Papier • 124 Bll. • 15,1 x 21,3 • Bayern (?) • vor 1550

Lagen: I (Spiegel und Vorsatz, modern) + 31 II123 (mit Bl. 1 *) + I (Vorsatz und Spiegel, modern). 1 —88v, 92r-97v
Seitenreklamanten. Foliierung des 16. Jhs.: a-d, 1-100; des 17. Jhs.: 1-99, Bll. 106':‘—122"' mit moderner Zählung.
Alte Spiegel bei Restaurierung erster bzw. letzter Lage beigebunden und als 1* und 123"' gezählt. Neue, unge-
zählte Vorsatzbll. Wz.: verschiedene Varianten Buchstabe F in Kreis (identisch in Cod. Pal. germ. 56), darunter
ähnlich Briquet 8153 (u.a. Würzburg 1543, Heidelberg 1548-1555). Schriftraum (rechts und links blind geritzt
begrenzt): 9,6-11,4 x 15,3-15,6; Zeilenzahl stark variierend. lr-5r (Register) zweispaltig. Kalligraphische deut-
sche Kursiven des 16. Jhs. von zwei Händen (I. 6r-89r; II. 92r—98r); zwei Nachträger in flüchtigen deutschen
Kursiven (III. lr-5r Register; IV. 89v—91v, 98v-99r). Rezeptüberschriften zum Teil in schwarzer und roter (87v-
89r) Auszeichnungsschrift. Zahlreiche marginale Kompilationsvermerke in Form von Buchstabensiglen für
bestimmte Indikationen von verschiedenen späteren Händen. Dunkelbrauner Kalbledereinband über Holz auf
drei Doppelbünden mit blinden Streicheisenlinien, Rollenstempeln (teilweise in Gold) sowie Einzel- und Plat-
tenstempeln in Gold des Buchbinders W. G. (zu W. G. vgl. Haebler 1, S. 157f.; Schunke 1, S. 92f., 301). Vor-
derseite (6,6 x 3,1) Sündenfall (Beischrift: Inobediencia Vnius Pec), darunter Jahreszahl 1559; Rückseite (6,6 x
3,0) Christkind mit Kreuz (am unteren Ende datiert [1 ]547) und Reichsapfel, eine Schlange zertretend
(Beischrift: Unius Vero Obediencia). Vorder- und Rückseite Rollen: Tugenden Fides-Iusticia-Charitas-WG-
Spes (17,6 x 1,4; Abb. Schunke 1, Taf. 72; vgl. auch den Einband von Cod. Pal. germ. 190); Palmetten; schmale
Kandelaber, bezeichnet WG (vgl. auch den Einband von Cod. Pal. germ. 195). Blau-weißes Kapital (modern?).
Messingbeschläge für zwei Schließen (zum Teil verloren). Restaurierung 1971. Altes Rückenschild (bei Re-
staurierung abgenommen und auf hinteren Spiegel geklebt): Medic:\inae] et Chirurg:\iae] Descriptio. Ebenso
rundes Signaturschild, modern: Pal. Germ. 189.

Herkunft: Das Hauptcorpus der Hs. dürfte im bairischen Sprachraum entstanden sein. Ein von dort stammen-
der Schreiber in Heidelberg kann ebenso wie eine Abschrift der Hs. aus einer bairischen Vorlage ausgeschlossen
werden. Das Register, das die Rezepte bis einschließlich 95r verzeichnet, übernimmt die bairischen Sprachfor-
men der Hs. Die beiden 1553 datierten Rezepte (93r, 95v) stehen im ersten, von der Haupthand zeitlich nicht

30
 
Annotationen