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Universitätsbibliothek Heidelberg [Hrsg.]; Miller, Matthias [Bearb.]; Zimmermann, Karin [Bearb.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304 - 495) — Wiesbaden, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.28979#0180
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Cod. Pal. germ. 336

Cod. Pal. germ. 336
Jans Enikel: Weltchronik

Papier -4 + 2 (Perg.) + 310 + 1 (Perg.) + 1 Bll. • 30,5 x 21,4 • Passau (?) • um 1420

Lagen: II 4" (mit Bll. l*-3*) + I 2 + 25 VI 300 (mit Bll. 203a, 292a) + (VI-2) 310 + 1 3U + l 312". Bll. 1-2, 311 Pergament.
Vorne und hinten je ein ungezähltes modernes Vorsatzbl., moderne Spiegel. Bl. 126 untere Ecke abgerissen (ge-
ringer Textverlust). Kustoden am Lagenende: i-xxv. Foliierung des 16. Jhs. (Metallstift): 1-311, unter Auslas-
sung je eines Bl. nach Bl. 202 und Bl. 292; im 17. Jh. ergänzt (Tinte): 203, Bll. l*-4*, 292a, 312* mit moderner
Zählung. Wz.: Lilie auf Dreiberg mit Buchstaben MGS (Bll. l*-4*, 312*), ähnlich Heawood 1.460 (Rom 1654;
vgl. Kat. Heidelberg, UB 6, S. XVI); Ochsenkopf (Bll. 3-122, danach nur noch vereinzelt), ähnlich Piccard 2,
Typ 1/176 (Nürnberg 1429); Ochsenkopf mit einkonturiger Stange mit Stern (Bll. 123-253), Piccard 2, Typ VI/255
(Aschaffenburg u.ö. 1417-1418); Ochsenkopf mit einkonturiger Stange mit zweikonturigem Kreuz (Bll. 254-
310), Piccard, WZK, Nr. 67.991 (Reichenstein 1418). Schriftraum (oben, unten und links mit Tinte begrenzt):
19,8 x 9 (291 r-293 v 19,8 x 13,5-15,5); 27-35 Zeilen. Text versweise abgesetzt. Bastarda von einer Hand. Über-
schriften in Rot. Federproben von späteren Benutzern. 3 r, 4 r, 264’ Erläuterungen (westjiddisch, der Schreiber
benutzt nicht konsequent die Endformen der Buchstaben) zum Text oder den Bildern von der Hand des Zeich-
ners (3 r: zu dem ersten mal/ hept sich anl ein buch tas/ heistl iesta raminorum\ 4 r: tas ist tes kunisl Saul huch, zu
der selm und nikl rlr zu baso [= Passau?] unt tal nadlono; 264 r: Passau in der sdad und mein dienst zu bar liever
[zuvor lieber?]. Lombarden in Rot und Blau über zwei bis sechs Zeilen, Bll. 273 v, 292a r, 293 r, 300 v auch in Grün.
Übliche Rubrizierung. Durch die ersten Buchstaben der V. ein durchgehender roter oder blauer (nur Bll. 39-50,
147-158) Strich. Rubrizierung und Initialen nur Bll. 3-26, 39-50, 75-122, 147-170, 218-310. 156’, 164 r, 165 r
Blumen in den Farben der Rubrizierung. Von Schreiberhand Anweisungen für den Rubrikator sowie Malanwei-
sungen für den Zeichner (letztere von dessen oder der Hand des Rubrikators rot oder blau ausgestrichen). 171
kolorierte, zum Teil mit Silber gehöhte Federzeichnungen im freien Raum neben der Textspalte, selten über zwei
Seiten (15 v/16 r, 39 v/40 r, 83 v/84 r, 105 v/106 r, 108 v/109 r, 211 v/212 r, nicht immer die Mitte der Lage), Personen zum
Teil von der Hand des Zeichners (?) benannt (Abb. 2). Zu den Bildinhalten s. Wegener, S. 6-9, Günther, s. Lit.,
S. 173-176. 195 r Farbprobe des Zeichners. Pergamenteinband des 17. Jhs. (römisch), Rückentitel war: Poema
historicum a Samuele Rege incipiendo (vgl. Vatikan BAV Cod. Vat. lat. 13220, 31 v). Farbschnitt (braun). Gelb-
grünes Kapital. Rundes Signaturschild, modern: Pal. Germ. 336. Restaurierung 1972 (Walter Schmitt/Heidelberg).

Herkunft: Datierung nach dem Schrift- und Wasserzeichenbefund, Lokalisierung nach Passau aufgrund der
Fragmente, s.d. Wegener, S. 9, datiert nach Stil und Tracht „um 1410“. Ihm schließt sich Stamm, S. 284, an.
Benutzungsspuren des 15. Jhs.: l r Item mir ist schriben; Jorge der [elder?]; 125 r Ixxviii jar; 310 V Item Vlrich
Putrich [?] ist mir schuldig x g[u]ü[en]; Dem edlen vnd vesten (Federprobe); 31 l r Schewitz [?]. Ulrich Putrich
könnte aus dem Münchener Patriziergeschlecht der Püterich von Reichertshausen stammen, dessen bekanntester
Vertreter Jakob Püterich (um 1400-1469) sich als Bibliophiler einen Namen gemacht hat. Erster Besitzer der Hs.
vielleicht Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz (1378-1436), für dessen Tochter Mechthild (1419-1482) Jakob
Püterich seinen ‘Ehrenbrief’ verfaßte (Backes, S. 113f.). Hs. der älteren Schloßbibliothek, verzeichnet bei der
Katalogisierung 1556/59: Vatikan BAV Cod. Pal. lat. 1937, 56 v [Historiographi et Cosmographi K in folio;
Verweiszeichen für ‘Fabel’]: Vonn künigen der alten Ehe. geschriehen papier 13. vnd 22. 2.4.8 (gleichlautend
Cod. Pal. lat. 1941, 45 r). 3‘ der im Zuge dieser Katalogisierung eingetragene Bibliothekstitel: Von konigen der Alten
Ehe. Danach bei der Katalogisierung 1581 im Inventar der Heiliggeistbibliothek verzeichnet: Vatikan BAV Cod.
Pal. lat. 1956, S. 58 [2°]: Von konigen der alten Ehe, Reymen. Papier. bretter gemalt leder (gleichlautend, jedoch
den Einband in rot leder beschreibend, in Cod. Pal. lat. 1931, 307 v). T Capsanummer: C. 75; alte römische Sig-
natur: 1883. 3* r Vermerk: Palat. Eine Abschrift des 19. Jhs. durch Johann Georg Lehmann (s. Einleitung, S. XVIII)
befindet sich unter der Signatur ms. 1932 (All. 15) in der BNU Straßburg (vgl. Kat. Straßburg, BNU, S. 401). l* v
Inhaltsangabe (20. Jh., Bibliothekar Hermann Finke).

Schreibsprache: bairisch mit österreichischen Formen.

Literatur: Bartsch, Nr. 165; Adelung, Nachrichten, S. 24; ders., Gedichte, S. 184-198; Wilken, S. 415f.; Strauch,
Jans Enikel, S. XXIIf. Nr. 11; Wegener, S. 6-9 (mit Abb.); Stammler, S. 150f.; Karl der Große, Werk und Wir-
kung. Ausstellung vom 26. Juni bis zum 19. September 1965, Aachen 1965, S. 532f. Nr. 731; David John Athole
Ross, Illustrated medieval Alexander books in Germany and the Netherlands, Cambridge 1971, S. 90f. (Sigle P;
mit Abb.); Stamm, S. 284 (mit Abb.); Klemens Alfen (u.a.), Deutsche Trojatexte des 12. bis 16. Jahrhunderts.
Repertorium, in: Die deutsche Trojaliteratur des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Materialien und Unter-

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