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Universitätsbibliothek Heidelberg [Hrsg.]; Miller, Matthias [Bearb.]; Zimmermann, Karin [Bearb.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304 - 495) — Wiesbaden, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.28979#0482
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Cod. Pal. germ. 437

Cod. Pal. germ. 437

Bekenntnisschrift eines lutherischen Theologen zum Abendmahl

Papier • 70 Bll. • 28,9 x 21 • Schwaben ■ um 1565

Lagen: I 2 (mit Bl. 1*) + V 10 + VI 22 + V 32 + 3 VI 68 . Unregelmäßige Blattreklamanten. Foliierungen des 16. und
17. Jhs.: jeweils: 1-63, Bll. 64 ;:'-68 ::' mit moderner Zählung. Wz.: Buchstabe G in Wappenschild darüber

Buchstabe r (Bll. l ::'-2 ::'), ähnlich Piccard, WZK, Nr. 27.687 (Rottenburg/N. 1565); zwei Varianten Ochsen-
kopf mit einkonturiger Stange mit Hirschstange (Bll. l-68 ::'), Piccard, WZK, Nr. 63.920 (Tübingen 1565),
Piccard 2, Typ XIV/111 (verschiedene Orte in Wiirttemberg 1560-1567). Schriftraum (links und rechts durch
Knicke begrenzt): 18,5-21,5 x 12,5-13; 22-32 Zeilen. Deutsche Kursive des 16. Jhs. von einer Hand. Über-
schriften und lat. Textpassagen in Auszeichnungsschrift. Beginnender Tintenfraß. Kopert auf vier durchgezoge-
nen Bünden, olivgrün angestrichen, Rückentitel nur noch teilweise lesbar: Regula (17. Jh.; vgl. Vatikan BAV
Cod. Vat. lat. 13220, 12 r 437 Christiane Religionis Regula). Reste von zwei Verschlußbändern aus Leder. Rundes
Signaturschild: Pal. Germ. 437.

Herkunft: Datierung aufgrund des Wasserzeichenbefundes, Lokalisierung nach der Schreibsprache. l ::' r Capsa-
nummer: C. 120 (aus der jüngeren Schloßbibliothek; vgl. Kat. Heidelberg, UB 6, S. XVI Anm. 33).

Schreibsprache: westschwäbisch.

Literatur: Wille, S. 56; Wilken, S. 477; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg437.

l r-63 r BEKENNTNISSCHRIFT EINES LUTHERISCHEN THEOLOGEN ZUM
ABENDMAHL. >Was Nach anlaittung Heylliger göttlicher Schrifft, vnnd der Regel des
wharen Christlichen glaubens Christlich zu halten sey<. >Von der Frag: Ob auch der leib
Christi, oder Christus nach seiner menschheit, oder menschlichen Natur allenthalben ge-
genwertig sey<. Nachdem sich nun In vil Jar heer (Got erbarms) ein ergerliche Spaltung
In dem Articel, Vom Hochwürdigen Sacrament zwischen denen, so nach entdeckhter
Warhait, Welche vnnder dem Bapstumb so lanng verfünstert, sich zum Euangelio bekhen-
nen, geregt, Vnnd von den beden Partheyen gesucht worden, wie die sach möchte vergli-
chen, vnnd die zwitracht beygelegt werden ... 21 r Wir es aber durch vnnser leherer[\]
anleittung erkhennen vnnd meiden, Warumb wolten wir, da er Im selbs zuwider erfun-
den, das nicht annemen, Was recht ist, vnnd das vnrecht faren lassen? >Von der Frag: Ob
Christus wharer Gott vnnd Mensch auch nach seiner menschlichen natur allenthalben
gegenwertig sey<. >Der ander Theyll<. Bißheer haben wir, so vil Gott gnad verlihen,
nach ordnung angezaigt, vnnd auß heilliger göttlicher schrifft, vnnd In derselben 21 v wol-
gegründten argumenten ... bewiesen, Was Christus fur ein Person sey ... 63 r Sonndern der-
selben vnns In Allen nötten, an Allen ortten zu frewen vnnd zutrösten haben, bisß wir
entlich aus diesem Jamerthal erlöset, khummen zur ewigen freudt, da wir Ihn von Ange-
sicht zu Angesicht, warhafftig In allen vnnd vber alls gegenwertig sehen, vnnd mit leben
werden Immer vnnd öwiglich Amen. Der in Ich-Form abgefaßte Text beschäftigt sich mit
den innerprotestantischen Abendmahlstreitigkeiten der zweiten Hälfte des 16. Jhs. Der
Autor des Textes ist ein vehementer Vertreter der Ubiquität, auch der menschlichen Na-
tur Christi, konkret wendet er sich gegen den christologischen Einspruch der Reformier-
ten gegen die leibliche Realpräsenz Christi im Abendmahl. Nicht zuletzt aufgrund der
Datierung und Lokalisierung ist daher davon auszugehen, daß er der genuinen Württem-
berger Theologie der Zeit zuzuordnen ist. Evtl. stammt der Text aus dem Zusammenhang
des Maulbronner Religionsgesprächs von 1564, in dem württembergische (u.a. Johannes

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