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Kalning, Pamela; Miller, Matthias; Zimmermann, Karin; Universitätsbibliothek Heidelberg [Hrsg.]
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 496 - 670): bearb. von Pamela Kalning, Matthias Miller und Karin Zimmermann ... — Wiesbaden, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.31953#0243
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Cod. Pal. germ. 571

triumphalis Jesu Christi auf Hebräisch, Griechisch und Latein. Bll. vor allem am Rand durch häufigen Gebrauch
zum Teil stark verschmutzt, Risse mit Japanpapier hinterklebt. Pappband mit Geweberücken des 19. Jhs.
Papiernes Rückenschild mit der Signatur: 571. Rundes Signaturschild, modern: Pal. Germ. 571.

Herkunft: 193 v Schreibereintrag und Datierung zum ersten Text, s.d. 213 r, 217'’ weitere Textdatierungen
vermutlich aus Vorlagen, s.d. Lokalisierung nach der Schreibsprache. Zum Hauptschreiber Petrus Gensschopf,
der nicht im Klerus von Regensburg nachzuweisen ist, vgl. Colophons 5, Nr. 15.545 (Quelle hier fälschlich als
Cod. Pal. germ. 280, vgl. Bartsch Nr., angegeben); Krämer (Gensschopf [Gennsschopf], Petrus). Die
Anmerkung 195 v zu den Bedrängnissen durch die Hussiten bezieht sich auf die nach der Verbrennung des
tschechischen Reformators Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil 1415 beginnenden Hussitenkriege. Die
Schlachten fanden von 1419 bis gegen Ende der dreißiger Jahre des 15. Jhs. hauptsächlich in Böhmen statt,
hatten aber auch Auswirkungen auf Franken und die Oberpfalz. 72 r Randnotiz eines späteren
Benutzers/Besitzers (Hand II): auf den tag sang mein sun her Hain[rich] Pitenger sein erst meß vnd waz sant
Ambrosius tag daz beschach ze sant Ulrich anno 1445 (4. April 1445). Diese Notiz bezieht sich auf den
Konventualen Heinrich (II) Pittinger, der hauptsächlich als Kalligraph bekannt geworden lst (Eberhard König,
Augsburger Buchkunst an der Schwelle zur Friihdruckzeit, in: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von
den Anfängen bis zur Gegenwart, hrsg. von Helmut GiER/Johannes Janota, Wiesbaden 1997, S. 173-200, hier
S. 175). Im Nekrolog des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg findet sich für den 30. Juli 1483 der Eintrag
zu ihm: Heinricus Pittinger [14]83 (vgl. Dioeceses Augustensis, Constantiensis, Curiensis, hrsg. von Franz
Ludwig Baumann, Berlin 1888 [MGH Necrologia Germaniae 1], S. 125). Als Vater des Konventualen - und
damit wohl auch als Besitzer der Handschrift - lässt sich der bis in die 1420er Jahre recht vermögende
Augsburger Bürger Johann (I) Pittinger (j 1445; Augsburg StA Steuerbuch 1433, fol. 17a Hans alt Pittinger)
erschließen. Er steuert ab 1404, offensichtlich nach Heirat mit einer Anna die 1410 als seine erste Ehefrau
bezeugt ist, im Haus seines Vaters, des Gewandschneiders Heinrich (I) Pittinger (f 1408/09) im Steuerbezirk
vom Rappolt. Nach dem Tod des Vaters übernimmt er dieses Haus und erreicht mit einem Anschlagvermögen
von 1440 Gulden 1418 den Höhepunkt seiner Vermögensentwicklung (vgl. Peter Geffcken, Soziale Schichtung
in Augsburg 1396 bis 1521. Beitrag zu einer Strukturanalyse Augsburgs im Spätmittelalter, Diss., München
1983, München 1995, S. 141 Tabelle 11/3 und Anhang S. 52 Tabelle VII [1418]/5). Der Eintrag der ‘Pilgerreise
nach Jerusalem’ des Jörg Mülich erklärt sich eventuell durch einen Besitzerwechsel der Hs. Von 1428-1435 lebte
nämlich die Schwester des Heinrich (II) Pittinger, Anna, die mit dem Goldschmied Gilg Sulzer (f 1435/1440)
verheiratet war, in einem Anwesen direkt neben dem Stammhaus der Mülich. Eventuell hatte sie das Lektionar
von ihrem Vater Johann (I) Pittinger 1445 geerbt und bald danach an ein Mitglied der Familie Mülich verkauft
(freundlicher Hinweis von Dr. Peter Geffcken/München). 55 v/56 r findet sich am unteren Seitenrand zu Beginn
der ‘Evangelienharmonie zur Passion Christi’ eine Notiz, die auf eine Aufführung des Textes schließen lässt
(drei Stimmen: 1. Christus, niedere Tonlage; 2. Evangelisten, Apostel und Gefolgsleute Christi, mittlere Tonlage;
3. Feinde Christi, hohe Tonlage). 55'-68 r sind am Textrand die Rollen der einzelnen Stimmen durch die Zahlen
1-3 gekennzeichnet. Eine wohl in Augsburg entstandene Hs., die sich im 18. Jh. noch in der Bibliothek der
Benediktinerabtei St. Ulrich und Afra befand, überliefert den Text des sog. ‘Augsburger Passionsspiels’ (heute:
München BSB cgm 4370; vgl. Kat. München, BSB 5,7, S. 92f.). Allerdings fehlen Hinweise zu einer konkrete
Aufführung, vgl. Rolf Bergmann, Katalog der deutschsprachigen geistlichen Spiele und Marienklagen des
Mittelalters, München 1986, S. 260-262 Nr. 116. l r Capsanummer: C. 68; alte römische Signatur: 522. Aus der
Hs. hatte sich vermutlich beim Anbringen des neuen Einbandes im 19. Jh. das erste Blatt gelöst und war als
Bl. 110 in Cod. Pal. germ. 570 eingebunden worden (2007 dort ausgelöst und wieder in Cod. Pal. germ. 571
eingeheftet).

Schreibsprache: ostschwäbisch mit bairischen Schreibeigentümlichkeiten, Hand VI mit alemannischen Formen.

Literatur: Bartsch, Nr. 280; Wilken, S. 508; Kat. HSA-BBAW, Ludwig Schneider, Mai 1939, 29 BIL; Hs.
verzeichnet im ‘Handschriftencensus’; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpg571.

1. l r—193 v LEKTIONAR. (la. l’-137 v) Proprium temporum. (l r Christnacht; 24.12)
Epistel. >an dem crist tag<. PAulus ain knecht Ihesu cristi gehayssen ein zwelfpott... auch
ir die geladeten [...] vnsers herren Jhesu cristi [Rm 1,1-6]. Evangelium. >Ewangelium
Matheum<. DO Maria dew muter Ihesu waz gemahelt Joseph e daz si czusammen kamen
... dez namen solt du hayssen Ihesum wann er sein volk behalten wirt von iren sunden [Mt

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