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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.35216#0030
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M
Sta,
zu Berlin

SM
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Sn

unten etwas eingezogene Formen. — Die Fertigkeit Albers ist
überraschend, alle Malereien sind sicher und breit gehalten; nur
das Glasmaterial „ist ihm nicht ganz recht“; obwohl dieses auch
möglichst unvollkommen und mit Bläschen versetzt ist, erkennt
man an dem ziemlich hohen Gewicht den Unterschied von den,
zumeist viel leichteren Originalen. Grobe Ungeschicklichkeiten,
wie z. B. den abgeschliffenen Mundrand an einem Jägerhumpen
von „1667“, vermeidet er bereits längst; in das Patinieren und
Anbringen von Abnutzungsspuren läßt er sich nicht ein, doch ist
das für jeden Händler — eine seiner Hauptkundschaften ist der
berüchtigte Fälscherladen von Roubitschek in Prag — eine leichte
Spielerei. — An Handwerkszeug fehlt es Alber nicht; Jost Amans
Holzschnitte in der Münchner Liebhaberausgabe etc. zeigen große
Abnutzungsspuren. Zunächst malte Alber solide „altdeutsche“
Teller und Pokale mit Dürer, Hans Sachs etc., aber „das geht
heute nicht mehr“, weshalb er fast nur noch fälscht. Unter seinen
letzten Arbeiten sah ich auch schon einen Nürnberger Lebensalter-
Humpen, auf den ich bereits aufmerksam gemacht habe; Alber
zeigte jedoch auf den Sarg (beim 100. Jahr) und meinte, er hätte
bisher deswegen mit diesem Stücke wenig Glück gehabt. — Aber
Alber, der in derselben Richtung auch einen Gesellen beschäftigt,
fälscht selbst solche Gläser, die noch nicht einmal hoch im Preise
stehen, da er sie an die Händler immer noch viel billiger liefern
kann, z. B. emailbemalte Schnapsflaschen, facettierte Gläser mit
Rococodarstellungen in Purpur-camaieu, Flaschen mit einfacher
Außenvergoldung im Louis XVI.-Charakter. Echte Vorbilder für
all dies sind in seinem Besitze. Auch Schapergläser aller Art,
mit und ohne Radierung werden da geschickt gemacht, doch ohne
die charakteristischen Nürnberger Formen. Porzellan und Fayencen
erklärte er auch schon bemalt zu haben, doch sah ich in dieser
Beziehung nichts.

Was mich am meisten überraschte, war die Tatsache, daß
nun auch schon Zwischengoldgläser gut nachgemacht werden.
Vorher gab es nur Versuche der Wiederbelebung dieser Technik,
doch ließ schon die Schwere und Dickwandigkeit des Glases, wie
der helle Ton des Goldes solche Arbeiten von Meyers Neffen,
Harrach etc. als ungefährlich erscheinen. Aber Alber radiert auf
gelberem, echter aussehendem Golde und hat leichte, dünnwandige
Gläser erhalten, sodaß seine Arbeiten sehr, bedenklich werden
 
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