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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.35224#0020
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SM

B Kunstbibliothek
Staatliche Museen
zu Berlin

die bei der Anjuta konfiszierten Exemplare. Hier die neue
Amphora, dort die „antik“ zurechtgestutzte, rötlich angelaufen,
fest sitzender Lehm, ein wenig eingedrückt — überall die Spuren
langen Aufenthaltes unter der Erde! Und desgleichen waren auch
die Erotenohrgehänge entsprechend bearbeitet; außerdem waren in
die Schalen, welche die Eroten halten, stark irisierte rote Glas-
pasten eingesetzt. Es war das erste Mal, daß es mir vergönnt
war, so einen Einblick in die Werkstatt der Fälscherarbeit zu
gewinnen und die Entstehung der Fälschungen von der Form bis
zur Vertriebsfähigkeit in den verschiedenen Stadien verfolgen zu
können. Ich habe eine für mich sehr interessante Stunde im
Amtszimmer des Untersuchungsrichters verbracht; weitere Folgen
hat mein Aufenthalt dort und das sehr eingehend aufgesetzte
Protokoll meiner Expertise wohl nicht gehabt. Herr Lemeschtschinsky
hat nach dem Rezept der Leute, von denen das Sprichwort sagt,
daß sie sich schlagen und vertragen, seine Klage zurückgezogen,
und da das eine Zivil- und nicht Kriminalklage war, so ist Herrn
Gauchmamn nichts geschehen, und er hat die volle Möglichkeit, seine
Tätigkeit mit Hilfe seiner Geliebten und des Goldarbeiters Gawrilin
zu Nutz und Frommen der klassischen Archäologie weiter fort-
zusetzen. Da die Amphora und die Ohrgehänge in ihrem verkaufs-

fertigen Zustand wirklich gut gearbeitet waren — sowohl tech-
nisch wie stilistisch — so kann ich meinen kurzen Bericht nur
mit den Worten schließen: caveant consules.

7.Mai 1911. E. von Stern.

311. Gefälschte römische Bleigewichte. Heute
bekam ich von Madame Raymond Serrure in Paris einen Katalog
„Antiquites grecques et romaines,, vente le Vendredi 16 Juin 1911“.
Unter Nr. 112 wird angeführt „mine de Syrie, de forme ronde;
sur la face: ETOYZ A AHMOZXZIA MNA. Deux cornes d’abondance
entre un €pi et un buste de Jupiter; sur la bordure: ZHNOBIOY.
Poids 773 gramm. Plomb“.

Ein zweites Exemplar, das lange im Pariser Kunsthandel
umging, wurde von Herrn Direktor Dressel und mir hier unter-
sucht. Es ist sicher eine Fälschung, die Bleipatina war sehr gut
nachgeahmt. „Später ging das Stück in die Sammlung Weber
über, wo es im Verkaufskataloge, Sammlung des Herrn Konsuls
 
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