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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.35224#0047
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KENNT NTSVET TITTEN

sM
B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

zu Berlin

Museum zum Ankauf eine Elfenbeinpyxis und gab über ihre Her-
kunft an, daß er sie vor längerer Zeit vom Fürsten Löwenstein-
Wertheim-Freudenberg erworben habe. Schon der flaue Charakter
der Arbeit würde gegen einen Ankauf gesprochen haben. Bei
näherer Besichtigung ergab sich aber, daß wir dieselbe Pyxis
bereits besaßen. Sie ist von Voege im Katalog der Elfenbeine des
Kaiser Friedrich-Museums unter Nr. 6 beschrieben als „syro-ägyp-
tisch“, aus dem 7. Jahrhundert stammend. Bei einem Vergleich
des Originals und der Fälschung ergab sich, daß dem Fälscher das
Original selbst nicht vorgelegen haben kann, sondern daß er es
nach einer Zeichnung gemacht haben muß. —Bei weiterem
Nachsuchen fand ich, daß ihm nicht Garrucci, an den
ich zunächst dachte, das Vorbild geliefert hatte, sondern
der Zeichner einer Tafel in einer kleinen Schrift von
Hahn, betitelt: ‚5 KElfenbeine des „frühesten _ Mittelalters‘
(Hannover 1862, Tafel II). Dieser Zeichner hatte nämlich den
Zustand der Pyxis mit ihren Sprüngen und mit allen Nieten wieder-
gegeben, mit denen die Elfenbeinstücke auf einem Metallzylinder
befestigt worden waren, um sie wieder zu der ursprünglichen Form
zusammenzuschließen. Diese Nieten hat nun der Fälscher nicht
verstanden, und so kommt es, daß sie z. T. als Knöpfe gearbeitet
sind, deren Vorhandensein völlig unverständlich ist, z. T. aber in
flach eingeritzten Linien wiedergegeben sind, wodurch z. B. die vor
der Krippe kniende Salome mit der Schleppe ihres Gewandes an
den Boden förmlich festgenagelt zu sein scheint. Da nun ferner
der Zeichner der Hahnschen Tafel der Maria, die neben der Krippe
auf einem Polster ruht, einen sehr morosen Zug gegeben hat und
auch in der Darstellung des Gewandes nicht besonders glücklich
gewesen ist, so hat der Fälscher aus dem langen antiken Gewand
eine Männerhose und eine auf der Brust geöffnete Bluse gemacht
und das Gesicht mit einem Schnurrbart geziert. — Natürlich habe
ich den Geschichtsverein über seinen Irrtum aufgeklärt, doch ist
mir nicht bekannt geworden, ob er sein Stück aus dem Handel
gezogen hat oder nicht. — Dazu 3 Photographien im Archiv.
Berlin, 29. August 1911. Koetschau.

323. Eine verfälschte Madonnenstatue. Bald
nach der Münchener Tagung sah ich bei A. S. Drey im Handel
eine Madonna etwa in Lebensgröße, die als eine Arbeit der
 
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