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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.35225#0041
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SM

B Kunstbibliothek
staatliche Museen
zu Berlin

Pfeife blasenden Jüngling, rechts. In der Mitte ein Pfau. Die
Seiten enthalten ‚eine Eberjagd. Das Ganze ist in rotbraun und
grün polychromiert, unter reicher Verwendung von Gold. Die
stilisierten. Untersätze des schmalen Jagdfrieses am Unterteil des
Kastens ergeben, daß es sich um eine Fälschung handelt, ebenso
gewisse Teile an den Deckelreliefs. Beispielsweise hängen vom
Arm des Falkners zwei große Quasten herunter, offenbar eine im
Original mißverstandene Falkentasche. Die Deckelskulpturen sind
im großen ganzen sehr stilgetreu ausgeführt, doch läßt sich unschwer
bei genauer Betrachtung das moderne Fabrikat erkennen. Deut-
licher noch wird die Fälschung bei Betrachtung des Innern, rot-
gefärbtes. Holz mit Leinen bespannt, wo trotz der möglicherweise
künstlich angesetzten Würmer, sich die völlige Neuheit konstatieren
läßt. Auf dem Boden ist ganz und gar unsinngemäß ein Schach-
brett in. Nußbaumholz und Bein angebracht. Die Polychromierung
ist äußerst geschickt ausgeführt, besonders die Goldfassung, nur ist
sie zu gut erhalten. Das Stück ist ein Beispiel von ziemlich raffi-
nierter, wenn auch noch erkennbarer Fälscherkunst; wo es herstammt
— es soll seit Jahren schon im Besitze des Sammlers sein — läßt sich
nicht eruieren, zunächst möchte ich auf Tiroler, etwa Meraner Ur-
sprung schließen. Photographie im Archiv unter Nr. 605, 606.
Die Maße sind: L. 18 cm, H. 6,5 cm, B. 15 cm.

Das zweite Stück ist eine Schüssel aus gebranntem, weißem
Ton, einer Art Pfeifenton, im Durchmesser von.29 cm. Die reliefierte
Vorderseite ist bunt glasiert, in ineinanderfließendem Blau, Grün
und Gelb. Der Rand enthält die Inschrift: die . mejn . vleis . eet .
en .. de . mejn . bloet . drinet . is . in. mieg . en . de . ic . in . hem .
Die Darstellung des Mittelfeldes gibt das Abendmahl in ziemlich
hohem Relief wieder. Der Schriftcharakter der Umschrift, Minuskeln,
die stark an die modernen Schwabacher Lettern anklingen, steht
in direktem Widerspruch zu der in lateinischen Majuskeln ange-
brachten Jahreszahl 1530. Ebenso der Charakter der Darstellung.
Diese selbst erinnert eher in ihrem Vorbilde an eine italienische.
als an eine deutsche Abendmahlsdarstellung. Die Durchführung
selbst ist gesucht roh und entspricht mehr dem Charakter des 18.
als des 16. Jahrhunderts. Da nicht angenommen werden kann,
daß eine Bauernschüssel, die durch die eingelassenen Löcher als
reine‘ Schauschüssel charakterisiert ist, im 18. Jahrhundert nach _
 
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