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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.35225#0044
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SM

B Kunstbibliothek
staatliche Museen
zu Berlin

ZIG

rechts und links breite, aus Golddraht geflochtene Bänder mit Bommeln
und soliden Kapseln an den beiden Enden angesetzt. Die nüchterne,
etwas grobe Verzierung dieser Kapseln steht in auffallendem
Gegensatz zu der zarten Arbeit des Rundes. Beide Teile können
nicht von derselben Hand sein. Nun ist der zu den Bändern ver-
wendete Draht gezogen, wie ich an einigen Stellen an den Längsriefeln
bemerkte. Die Bänder samt den Gliedern an den Enden sind
also moderne Arbeit. Dagegen entspricht die feine, gefällige Ver-
zierung des Rundes ganz und gar antiken Arbeiten, die ich untersuchen
konnte. Der Fälscher hat also ein echtes Stück mit großen falschen
Zusätzen verbunden. Erwähnt sei noch, daß an den Ösen der
beiden Schlußglieder die durch langes Tragen entstehende Durch-
scheuerung sehr gut nachgeahmt ist. Das Gold hat eine unangenehme,
schmutzige, durch einen Überzug hervorgerufene Farbe. Er ist
des gleichmäßigen Aussehens wegen auch auf das Rund aufgetragen.
Mit der Lupe sind Spuren eines leimartigen Bindemittels dieses
Überzuges zu bemerken.

Aus derselben Werkstatt stammt das auf unserer Photographie
mitabgebildete einfachere Halsband, das mit einer als Ganzes
erworbenen südrussischen Privatsammlung in das Berliner Museum
gekommen ist. Die Gleichartigkeit der Arbeit springt in die Augen.

Von gefälschten griechischen Ohrringen mit ungewöhnlich
großen Tierköpfen, über die ich zu Archiv 445 und in Mitteilung 307
berichtet habe, kamen mir wieder einige charakteristische Beispiele
in die Hand, die ich in Photographien zum Archiv gebe. Vor
einiger Zeit bot Louis Ricard Nachfolger in Frankfurt a. M. Herrn
Fritz Gans daselbst zwei Paare von Ohrringen an, das eine mit
Löwen-, das andere mit Stierköpfen. Sie lagen in verscheuerten
Lederetuis auf ganz verblichenem Sammet. Kin zweites Mal sah
ich die Stücke bei einem hiesigen Sammler, dem sie von D. Reiling
in Mainz angeboten waren. Der Draht, aus dem die Bügel gedreht
sind, ist gezogen, wie die mit der Lupe erkennbaren Längsriefeln
beweisen. Die aus derb gedrehtem Drahte aufgelötete Filigran-
verzierung am Halsstück der Tierköpfe macht einen ganz unantiken
Eindruck. Die Löwenköpfe haben nicht den Typus der griechischen
Löwenköpfe, und für die Stierköpfe scheint der Büffel als Vorbild
gedient zu haben, der erst im spätesten Altertum in die klassischen
Länder gekommen ist. Auf die Oberfläche ist diskret rote Farbe
 
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