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Mittheilungen des Museen-Verbandes als Manuscript für die Mitglieder — 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.35225#0045
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SM

B Kunstbibliothek
staatliche Museen
zu Berlin

=Z—

aufgetragen zur Nachahmung des Chlorits, an einer Stelle ist ein
kleiner Klecks zu bemerken.

In diesen Tagen brachte mir Dr. Lederer ein Paar Ohrringe A
mit Stierköpfen zur Untersuchung (Dm. 0,037). Sie waren ihm von
einem griechischen Händler verkauft worden. Die Filigranarbeit
ist äußerst dürftig.

Der Draht ist deutlich gezogen. Während bei echten Stücken
die Drähte, aus denen der Bügel gewunden ist, an einem Ende zu
einer Spitze zusammengehämmert zu sein pflegen, ist hier der Bügel
aus einem dicken Drahte gearbeitet und an dem dünneren Ende mit
schrägen Kerben versehen, die weiterhin durch einen dünneren,
besonders umgewundenen Draht fortgesetzt werden. Beide Stücke
sind mit einer dicken roten Schmiere roh überstrichen.

Berlin, im September 1912. Robert Zahn.

6/6

= 370. Gefälschtes Elfenbeinrelief. Das Relief, dessen
Photographie ich für das Archiv beifüge, ging am Ende des ver-
gangenen Jahres im Pariser Handel um und wurde dann von dem
in Paris lebenden Griechen Psychas (rue Rochechouart 6) und einem
Edelsteinhändler Arthur Becci aus Neapel (Montecalvario 5) dem
Berliner Museum für 100 000 Mark angeboten. Die Platte, 0,34 m
lang und 0,11 m hoch, hatte sich der Struktur des Elfenbeins ent-
sprechend in lange, ganz schmale Splitter gespalten, die sich beim
Zusammenleimen etwas gegeneinander verschoben haben. Das
Ganze war zur Festigung in eine Gipsunterlage eingelassen. Die
Darstellung ist nach dem obszönen Sarkophage des Neapler
Museums kopiert (Gerhard, Antike Bildwerke, Taf. CXI). Ein
Mißverständnis ist dem Fälscher bei der rechts von der Mittel-
gruppe dahinstürmenden Mänade unterlaufen. Die Schallbecken in
ihren Händen hat er offenbar für eine Schüssel mit Deckel gehalten.
Technisch ist das Stück eine ganz erstaunliche Leistung. Die
Verwitterung der Oberfläche ist vortrefflich nachgeahmt, an einigen A/.33°
Stellen sitzt auch eine täuschende harte Sinterkruste. Jene
schieferige Spaltung des Elfenbeines ist wohl durch chemische A Ss
Mittel erreicht. Die Werkstatt ist gewiß in Neapel zu suchen.
Dieses Relief ist wohl nicht ihre erste und auch nicht ihre letzte
Arbeit.

Berlin, im September 1912. Robert Zahn.
 
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