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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 22.1923

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Kastner, Wilhelm: Zu den Arbeiten von Professor E. Fahrenkamp Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.61847#0436

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gebäude Rheinstahl. In den sicheren Proportionen
und der strengen Flächenaufteilung beruht die Schön-
heit eines solchen Innenraumes. Auch in dem Sitzungs-
saale, der den rein geschäftlichen Beratungen dient,
klingt die gleiche Note an, während das Trinkstübchen
mehr behaglich intimerem Charakter zuneigt.
Die architektonischen Formen für rein sach-
liche Nutzbauten werden jeweils aus ihrer Zweck-
bestimmung heraus geboren, die historische Über-
lieferung mit ihrem reichen Formenschatz vermag so
gut wie keine unmittelbare Anregung oder gar Vor-
bild zu geben. In der sicheren Gestaltung der neuen
Elemente für diese Zweckbauten bewährt sich die
Meisterschaft des Künstlers. — Anders liegen die
Verhältnisse bei der Frage des Wohnungsbaues. Hier
haben vergangene Jahrhunderte dieselbe Aufgabe
schon in mannigfachen, immer wieder verschiedenen
Lösungen bewältigt, die Menge der überlieferten Vor-
bilder erdrückt und verwirrt schier. Da gilt es nun,
mit sicherem Blick den Anschluß an die letzte Ent-
wicklung zu finden und doch aus unserer Zeit heraus
— also nicht historisch — zu schaffen. Die Innen-
architekturen und Möbel zeigen uns deutlich, wo
Professor Fahrenkamp den Faden der Entwicklung
aufnahm: Die handwerklich gute Tradition des Empire
und Biedermeier war ihm Lehrmeister. Doch darin,
wie die überlieferten Motive verarbeitet und die alten
Formen mit neuem Geiste erfüllt werden, so daß sie

tatsächlich neue Gestalt gewinnen, darin offenbart
sich abermals der Künstler. Aber aus diesen tradi-
tionell gebundenen Elementen heraus sind Erfah-
rungen gewonnen, die ihrerseits den Weg zu neuzeit-
lichem Schaffen freilegen. So setzt also kein gewalt-
samer Bruch ein, in bestimmten Linien geht die Ent-
wicklung weiter. Es ist bezeichnend für Fahrenkamps
Gesinnung, daß hier auch die Sachlichkeit die neue
Richtung festlegt. Die treffendsten Beispiele bieten
hierfür die Möbel des Hauses Schwickering. In der
prachtvollen Klarheit der Flächen und Linien und in
der ehrlichen Materialgerechtheit gibt sich die künst-
lerischeFormbeherrschungam schönsten kund. Deut-
lich lassen die Möbel erkennen, mit welcher Liebe
sie durchgebildet wurden, man betrachte nur z. B. die
Kommode im Elternschlafzimmer oder den barock-
haft schweren Schrank in der Halle des Hauses
Schwickering.
Ganz aus denselben Grundbedingungen heraus ist
auch die Außenarchitektur der Landhäuser gestaltet,
nur daß hier historische Reminiszenzen am ehesten
nachwirken. Klare Gruppierung und Gliederung des
Baukörpers im Verein mit schlichter Flächenauf-
teilung bestimmen den Charakter dieser Bauten, von
denen im Hause Ballin mit seinem einfachen, präg-
nanten Grundriß ganz besonders augenfällig das
Streben nach klaren architektonischen Ausdrucks-
formen hervortritt. Dr. Wilhelm-Kästner.


Professor E. Fahrenkamp, Düsseldorf
Eingang- des Bürohauses Düsseldorf-Oberkassel
 
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