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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 22.1923

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Nr. XI
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Modrne Ladenbauten in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.61847#0481

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321

MODERNE LADENBAUTEN IN BERLIN

Das Äußere des Ladenbaus ist bedingt durch
die Problematik der Aufgabe einerseits mög-
lichst propagandistisch — plakatmäßig wirken zu
müssen, anderseits in irgendeiner
Weise Maß undTakt zu halten und
sich dem übergeordneten Organis-
mus, dem Hause, in das der Laden
eingebaut wird, der Straßenzeile,
der er eingegliedert werden soll,
anzupassen. Bei der jetzigen woh-
nungspolitischen und überhaupt
allgemeinen baulichen Situation
Deutschlands werden wohl zu neun
Zehntel aller Fälle Läden in alte
Häuser eingebaut werden, die eigent-
lichzuWohnungszwecken eingerich-
tet wurden. Diese dunklen Erd-
geschoßräumlichkeiten tiefgestreck-
ter Großstadthäuser sollen einen
Anreiz bieten zum Verkauf irgend-
welcher Ware! Es ist selbstverständ-
lich, daß hier weniger raumschöpfe-
rische Ideen im großen als Freude
am guten Detail und geschmackvolle Aufmachung
Kunstmittel sein müssen. Vor allem wird immer
in stärkstem Maße die Farbe sprechen.
In vorliegendem Heft geben wir einige Lösun-
gen, die wohl mit Recht als gelungen bezeichnet

werden können, Sicherlich sind sie schon wegen
der einen Tatsache bemerkenswert, daß hier unter
Verzicht auf Reichtum an Material mit einfachen
Mitteln eine stark lebendige Wir-
kung erreicht worden ist.
Die Arbeiten Lucian Bern-
hards - namentlich die Ausbil-
dung eines Schaufensters einer Auto-
mobilfabrik — zeigen das Be-
streben, durch einfache Rahmung
und durch ein mächtiges Profil die
Aufmerksamkeit der Passanten auf
den ausgestellten Gegenstand zu
konzentrieren. Die Sonderheit der
Farben, die bei einem so gewandten
Plakatkünstler wie Lucian Bern-
hard als selbstverständlich voraus-
gesetzt werden kann, unterstreicht
noch die Wirkung der plastischen
Form.
Auch die hier abgebildeten Ar-
beiten Paul Zuckers wirken nur
unvollkommen ohne farbigeWieder-
gabe. So kräftig aber auch die Farben im einzelnen
sein mögen, immer ist ihre Wahl und Zusammen-
stellung diktiert mit Rücksicht auf den verkauften
Gegenstand, mögen es nun seidene Strümpfe oder
Bücher sein.


Dr. ing-. Paul Zucker
Charlottenburg
Strumpfhaus Etam. Schaukasten; Bronze

MOD. BAUFORMEN 1923. XI, 1.
 
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