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Modus: Prace z historii sztuki — 3.2002

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Horzela, Dobrosława: Stefan Roller, Nürnberger Bildhauerkunst der Spätgotik. Beiträge zur Skupltur der Reichsstadt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.19068#0096
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sich dem Zuschauer zugewendeten
Gestalt Christi ist der
niederlandischen und franco-
flamischen Pieta-Gruppe eigen9 . Ais
erster hatte sie mutmaBlich Claus
Sluter bei einer nicht mehr erhaltenen
Skulptur in Dijon angewandt. Eine
ihrer friiheren, bis heute erhaltenen
Realisationen ist die wahrscheinlich
von Sluter beeinflusste Pieta in den
Sammlungen des Liebighauses in
Frankfurt am Main (datiert um
1450)10. Mitte des 15. Jahrhunderts
hatte sich jene Variante
herausgebildet, die bei der Pilsener
Pieta angewandt wurde und in der
oben erwahnten Figurengruppe aus
der Sebalduskirche eine Umgestaltung
erfuhr. Kennzeichnend fur diese
Variante ist, dass Maria, den toten
Kórper ihres Sohnes prasentierend,
nicht sitzt, sondern auf einem Knie
ruht. Eine ahnliche Lósung war im
dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in
Rheinland verbreitet, insbesondere in
Koln11. Losung, die von der Werkstatt
des Peringsdórffer-Retabels
angewandt wurde, wiirde ich also eher
aus der Tradition der bildhauerischen
Pieta-Darstellungen herleiten.
Móglicherweise war dem Meister die
Skulptur aus anderen Gebieten nicht

nur durch den Altaraufsatz aus
Nórdlingen bekannt.

Rollers Niirnberger Bildhauerkunst
der Spdtgotik ist ein fur die
Geschichte der spatgotischen
Bildhauerkunst wichtiges Buch. Es
prasentiert eine Reihe von bisher
kaum bekannten Werken und klart
vielen Detailfragen. Dariiber hinaus
legt das Buch eine wichtige
Grundlage zur Erforschung der
bohmischen Skulptur, dereń
MutmaBungen iiber Provenienz und
Genese vieler Werke (vgl. Gotika
w Zdpadnich Cechach12) kónnen
jetzt prazisiert werden.

Der Erfolg des Buches liegt
sicherlich in der koharenten und
konseąuent realisierten
Herangehensweise. Die
Einschrankungen, die sich der Autor
auferlegt hat, hatten zur Folgę, dass
wir ein Werk erhalten haben, das
statt „effektvoller" aber unsicherer
Verallgemeinerungen eine
detaillierte Darstellung einiger
Einzelfragen bietet. Roller erschlieBt
keine neuen Methoden und weist
keine neuen Forschungsrichtungen.
Den gleichmaBigen Rhythmus des
Buches bestimmen
aufeinanderfolgende stilistische
Analysen einzelner Werke. MaBigung

9 Vgl. Pieta de la Lorraine. Autour de Georges de La Tour. La Vierges de Pieta du XV* au
XVJIF siecle, Metz 1996 und F. Troescher, Die burgundische Plastik des ausgehenden Mittel-
alters und ihre Wirkungen auf die europaische Kunst, Textband, Frankfurt am Main 1950,
S. 105-106.

1(^ Liebighaus - Museum Alter Plastik. Nachantike grossplastische Bildwerke. Bd. II, Ita-
lien, Frankreich und Niederlande 1380-1530/40, hrsg. v. M. Maeck-Gerard, Mełsungen
1981, S. 132-135; H. Beck, Liebighaus - Museum Alter Plastik. Guide to the Collections. Me-
dieual Sculpture I, Frankfurt am Main 1980, Abb. 192.

11 Gothic Sculpture in Amerika. I. The New England Museums, New York-London 1989,
S. 324. Vgl. H. Appel, Die Vesperbilder von Heimbach und Droue, „Jahrbuch der Rheinischen
Denkmalpflege" 24, 1962, S. 186-188 .

12 Vgl. Anm. 8.

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