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Moller, Georg; Gladbach, Ernst
Denkmähler der deutschen Baukunst (Band 2,3): Der Muenster zu Freiburg im Breisgau — Darmstadt, [1828-31]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8369#0004
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übrige Anordnung erscheint als lobenswerth. Die hier sichtbaren zwei äusseren und
zwei inneren Gallerieen erleichtern den Zugang zu jedem Theile des Gebäudes.

Das Dachwerk ist sehr schön construirt, ganz so, wie das auf der Domkirche zu
Canterbury, jedoch mit dem Unterschiede, dass an letzterem Orte der hier aufge-
zeichnete Verband nur in gewisser Entfernung von einander zur Unterstützung der
Gespärre vorkommt, während an dem Freiburger Dache jeder Sparren diesen Verband
hat, welches eine Holzverschwendung ist, und wobei überdem der Seitenverband ganz
fehlt. Die am Fusse der Sparren angebrachten kleinen Dreiecke findet man fast bei
allen Dachwerken jener Zeit; sehr oft sind die Füsse der Sparren schon abgefault
und diese kleinen Stützen halten das Dach noch zusammen.

Bei den Bemerkungen über diesen Durchschnitt möchte es nicht am unrechten
Orte erscheinen, über die Art, wie an diesem, so wie an allen ähnlichen Bauwerken
die Dachrinnen und Geländer oder Attiken angebracht sind. Das Dachgebälk, welches
durch Nässe leicht Schaden leiden kann, liegt jedesmal höher, als die Dachrinnen,
also immer trocken. Der Zwischenraum der Balken ist nicht verkleidet, und daher
dem Luftzuge beständig ausgesetzt. Die Rinne selbst ist von Stein oder von Metall.
Diese Anordnung, so verständig sie erscheint, und wobei sich die Gebälke viele
Jahrhunderte erhalten, ist in neueren Zeiten ganz verlassen worden oder unbeachtet
geblieben. — Man legt die Dachrinne höher als das Gebälk und steckt die Balken in
den Stein, wo sie leicht nass werden und schwer trocknen. Die natürlichen Folgen
davon sind beständige Reparaturen, und häufige gänzliche Erneuerung der Gebälke
und Sparren.

Dieses Verfahren siehet man übrigens ohne Ausnahme bei den bedeutendsten neueren
Bauwerken nicht nur in Deutschland,, sondern auch in Frankreich und England,
und selbst in allen Lehrbüchern der Baukunst. Es ist aber im Interesse der Kunst
zu wünschen, dass es durch die bessere Anordnung der älteren Meister ersetzt wer-
den möge.

VII. Ansicht der Südwestseite.

Dieses Blatt gibt einen sehr deutlichen Begriff von dem Aeusseren der Kirche und
namentlich von dem Effect der durchbrochenen Thurmpyramide.

Durch die Geschicklichkeit des Hofkupferstechers Ernst Rauch zu Darmstadt ist
der Charakter dieses Bauwerks, selbst bis ins Detail der einzelnen Verzierungen treu
aufgefasst und wiedergegeben.

Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit die Freunde der Kunst auf die trefflichen
Blätter aufmerksam zu machen, welche derselbe Künstler für das Boisseree'sche Pracht-
werk über den Cölner Dom gearbeitet hat.

VIII. IX. X. XI. Grundrisse der verschiedenen Stockwerke des Thurms,

so wie Details der Konstruction desselben.
Eine Vergleichung dieser sechs verschiedenen Horizontaldurchschnitte mit der
Facade und dem Durchschnitte des Thurmes wird, wie ich hoffe, die Struktur dieses
Bauwerks vollkommen deutlich machen. Ich hoffe, dass den Freunden der Baukunst
diese detaillirte Bearbeitung interessant seyn wird, da dieser Thurm vielleicht als das
 
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