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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Inv.-Nr. 34576) zugewiesen werden, der einen dem Meister gänzlich fremden Typus
und verdrießlichen Gesichtsausdruck zeigt. Die „Kreuznahme" (Inv.-Nr. 2164, Berenson
458) will sich in ihrer steifen Linienführung und harten Modellierung keiner der Stil-
epochen Fra Bartolommeos einreihen lassen; manche Züge gemahnen an die Art
Albertinellis. Auch die heilige Familie, Inv.-Nr. 3144, mit Anklängen an das Motiv
der Madonna del Sacco, mutet in seinem Werke fremdartig an; man ist geneigt, eher
an einen schwachen Gefolgsmann Andrea
del Sartos zu denken.
Neben diesen negativen Resultaten sind
erfreulicherweise auch einige positive, kaum
zu bezweifelnde Ergebnisse zu verzeichnen.
Erst in jüngster Zeit hat Dr. Frizzoni in einem,
früher Fra Bartolommeo zugeschriebenen, von
dem Unterzeichneten der Schule von Parma
zugeteilten Blatte „Musizierende Engel" (Inv.-
Nr. 2660) einen Entwurf Gaudenzio Fer-
raris zu dem Engelkonzert in der Kuppel
der Madonnenkirche zu Saronno (1534) er-
kannt (vergl. Rassegna d'Arte 1908. Nr. 11).
Das vielumstrittene Blatt: „Diana ver-
treibt Satyrfamilien in den Wald" (Schmidt,
Nr. 177), das früher Maturino genannt, von
Morelli (a. a. 0., S. 153) dem Giovanni
Antonio Bazzi, von Robert Cust (G. A. Bazzi,
London 1906, S. 393) vermutungsweise dem
Girolamo Genga zugeschrieben worden war,
wurde neuerdings mit überzeugenden Gründen
als Werk eines erst wieder entdeckten man-
tuanischen Meisters Lorenzo Leonibruno
(1489 bis nach 1537) bezeichnet (vgl. Carlo
Gamba. L. Leombruno. Rassegna d'Arte
1906, S. 65 70, 91—96). Der Gegenstand

Abb. 6. FRA BARTOLOMMEO. Studie zu der Darstellung wird wohl als Allegorie aus-
einem hl. Petrus 373x216 mm zulegen sein, etwa in dem Sinne: „Die
Keuschheit siegt über die Laster".
Zu dem Bilde „Der hl. Franziskus" von Francesco Bassano d. J. im kunsthisto-
rischen Hofmuseum in Wien (Nr. 288): besitzt die Sammlung in einer malerisch breiten
Tuschzeichnung (Inv.-Nr. 2972) einen freien, signierten Entwurf fvergl. Zottmann, Zur
Kunst der Bassani, 1908, S. 52, Taf. X). Die beiden leider stark retouchierten, leicht
getönten Kreidezeichnungen von der Hand des Jacopo Bassano „Moses am Felsen-
quell" (Inv.-Nr. 2964) und „Heimkehr Jakobs" (Inv.-Nr. 2965) sind nach Zottmann
(a. a. 0., S. 43, Taf. XI u. XIII) Entwürfe für die gleichstofflichen Bilder in der
Dresdener Galerie (Nr. 256) und im Dogenpalast.
 
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