Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/monatshefte_kunstwissenschaft1909/0022

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
14

Monatshefte für Kunstwissenschaft


Augsburg, Maximiliansmuseum

Altarplastik großen Stiles gewesen.1) Seine Bildschnitzer haben schon früh auch nach
Augsburg geliefert.2) Ja, wir wissen, daß eben zu der Zeit, in der jene beiden
Kolossalmadonnen entstandenen den Jahren,
als der Blaubeurer Altar errichtet wurde,
zwei Ulmer Bildhauer nach Augsburg ver-
zogen: 1491 Adolf Dawher, etwas später,
1494, sein Schwager, jener selbe Gregor
Erhardt, dessen Name an der Berliner
Statue hängt.
Einen Augenblick lockt es uns wohl,
alles mit einander, alles mit Erhardt zu
verknüpfen, in ihm den Meister jener beiden
Madonnen, wie des Blaubeurer Altares zu
vermuten. Doch paßt nicht dazu, was man
sonst von Erhardt weiß oder ahnen kann.
Herberger und nach ihm Mader haben in
dem Mörlingrabmal ") mit einiger Wahr-
scheinlichkeit ein Erhardtsches Hauptwerk
vermutet.4) Das Mörlingrabmal aber geht
mit jenen Madonnen und dem Blaubeurer
Altäre nicht zusammen.
Sicher scheint mir nur, daß der Meister
des Hochaltares jene beiden großen Statuen
schuf, Mittelstücke ähnlich großartiger Ma-
rienschreine wahrscheinlich alle beide! So
wird uns in diesen Werken der Zusammen-
hang der beiden großen Zentren — von
Ulm und von Augsburg — lebendig.5)
Vielleicht überzeugt am raschesten ein
Vergleich der Madorinenköpfe auf den
Flügeln des Altars (Abb. 3 vom rechten).
Es ist das Gesicht, das wir schon kennen;
mit flachliegenden Augen, wie geplättet, in
einem kleinen Faltenringe hängend (wie in
9 M. Schuette, Der schwäbische Schnitz-
altar, Straßburg 1907. S. 110.
2) M. Schuette a. a. 0., S. 117, Anm. 2.
g Ebenfalls im Augsbrg. Maximiliansmuseum.

4) Vgl. Felix Mader, Studien über den Meister des Mörlindenkmals (Gregor Erhardt?),
Die christliche Kunst, III. Jahrg. München 1906, S. 18 ff. Mader schreibt zwar dem Meister des
Mörlingrabmals ganz heterogene Dinge zu.
5) Meines Wissens wurde bisher nur der Altar in S. Maria zu Wippingen v. J. 1505 mit
dem Blaubeurer Hochaltar als stilverwandt zusammengebracht (von M. Schuette, a. a. O. S. 156),
von der Sürlinfrage abgesehen.
 
Annotationen