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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 11. Engelgruppe

Blaubeurer Hochaltar

Blaubeurers auch Ähnlichkeiten der Anordnung. Riemenschneider läßt das Kind auf
der linken Hand der Mutter gern mehr aufrecht und mehr im Profil sitzen — etwa,
wie die Augsburger Statue des Blaubeurers es zeigt, — auf ihrer Rechten dagegen
mehr nach dem Beschauer zu und mehr nach hinten über, wie bei der Madonna des
Blaubeurer Altars; ja er gibt das Kind auch ganz ähnlich lebendig, querüber auf beiden
Händen, wie bei der Berliner Statue des Blaubeurers und verwendet den herab-
gleitenden Kopfschleier ähnlich als Unterlage für den Kinderkörper (Madonna des
Würzburger Doms).
Und dazu kommt die Verwandtschaft gewisser männlicher Typen, etwa des
Johanneskopfs von Tilmanns Münnerstadter Altar (Abb. 10) — oder des Nicolaus in
Ochsenfurt — und etwa des Benedikt vom Blaubeurer (Abb. 9).
Dieses Einbetten, dieses Überdachen des Auges — durch eine Schrägfalte, resp.
den schräg herabsteigenden Knochen —, dieses Fallen des Lippensaumes usw. ist zu
ähnlich, um nicht verwandt zu sein.
Nach Tönnies wäre für Riemenschneider gerade die Selbständigkeit seiner
Formensprache — von allem Anfang an — charakteristisch. Doch sollte der aus
Osterode Zugewanderte in unserem Falle der Gebende gewesen sein? es ist kaum
anzunehmen, obwohl die Daten das gestatten würden. Der Blaubeurer vertritt in der
Durchbildung des Nackten ja auch die ältere Stufe. Auch muß, falls die Ravensburger
Mantelmadonna um 1480 entstand, in Ulm schon in den siebziger Jahren ungefähr
 
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