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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 9. RUSAFA-SERGIOPOLIS, Stuckfries in der
Apsis der Sergius-Basilika

in der Bretagne in dieser, sonst im Occident ungewöhnlichen Weise befestigt hat,1)
haben sich lange im Orient aufgehalten.
Von ganz besonderem Interesse ist das schon erwähnte Nordtor (Abb. 2—4),
dem ein rechteckiger, durch Turmbauten flankierter Vorhof vorgelagert ist, eine Pracht-
anlage von ungewöhnlich reicher Wirkung. Vor der dreitorigen Fassade tragen 6
Säulen über architravartigen Kämpferstücken 5 Bogen von verschiedener Spannweite.
Ein auf Tierkonsolen ruhendes Sima-Gebälk darüber bildet den oberen Abschluß dieser
stark östlich empfundenen Architektur, deren Einzelformen, die reichen korinthischen
Kapitelle, das Profil des Kämpfers, die Bogen mit Weinlaubranke, Mäanderzahnschnitt
und Palmettenmotiven aus den Abbildungen ersichtlich sind. Wir werden später darauf
zurückkommen.
Von größter Bedeutung ist die Hauptkirche von Rusafa, die im S.O. gelegene
Basilika des Heiligen Sergius. Der äußere Anblick (Abb. 5) der Ruine wird durch
rohe, später hinzugefügte massive
Anbauten gestört; man erkennt aber
auch hier schon die drei großen, auf
Kreuzpfeilern ruhenden und aus zwei
Steinreihen bestehenden Bogen des
Mittelschiffs und darüber eine obere
rundbogige Fensterreihe, an der
außen und innen auf Konsolen
ruhende Säulchen vorgekragt sind.
In seiner ersten Anlage ist das Ge-
bäude eine dreischiffige Pfeiler-
basilika mit Narthex, hufeisenför-
miger Apsis und zwei seitlichen
quadratischen Räumen (Abb. 6). Be-
merkenswert sind die Fenster der


Apsis (Abb. 7) und die zahlreichen Türöffnungen des nördlichen Seitenschiffs. Die
Formen der Pfeilerkapitelle und dann vor allem die Zugänge von den Seitenschiffen
zum Diakonikon und zur Prothesis, drei von Säulen getragene, reich profilierte Bogen-
stellungen zeigen große Übereinstimmung mit der Fassade des Nordtores und erinnern
an ähnliche Anlagen, wie z. B. die Porta aurea in Spalato. Die kleinen Seitenräume
neben der Apsis sind dreigeschossig, und zeigen im obersten Geschoß merkwürdige,
von Säulen getragene Ecknischen, wie sie in ähnlicher Weise bei dem von Strzygowski
untersuchten Roten Kloster von Sohag in Oberägypten vorkommen.-) Daß aber hier,
wie es dort der Fall ist, eine Kuppel die Bedachung gebildet hat, scheint technisch
ausgeschlossen zu sein.
Ein späterer Umbau der Sergius-Basilika füllte die sechs großen seitlichen Bogen
des Mittelschiffs und den Eingangsbogen vom Narthex durch je zwei kleinere, auf
Säulen ruhende Bogen aus (Abb. 8). Hierbei verwandte man ältere Werkstücke aus

9 L. Homo: Essai sur le regne de 1'empereur Aurelien. Paris 1904. p. 289.
-) Kleinasien ein Neuland der Kunstgeschichte. Leipzig 1903. Abb. 81, 82.
 
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