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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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H. Voss. Charakterköpfe des Seicento III

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Abb. 3. Meister des sterbenden Cato, Tobias heilt seinen blinden Vater
□ Catania, Museo dei Benedetti

bemerkt man sehr deutlich die charakteristischen Unterschiede der beiden Künstler;
der Meister des Cato verzichtet auf die exakt durchmodellierten, wulstigen, sehr stark
stofflich empfundenen Gewänder des Vorbildes: seine Draperien sind linearer, mehr
auf den Gesamteindruck und die Monumentalität der Wirkung gearbeitet, wie man es
an dem Gewände des jugendlichen Jesus beobachten kann.
Ich glaube aus all diesen Unterschieden, die nicht bloß individuell, sondern
typisch sind, folgern zu dürfen, daß dieser zweite Meister nicht Niederländer, sondern
Sizilianer war. Die Technik ist es, die ein Künstler, der lange im Auslande arbeitet,
am wenigsten ablegt; er kann in den Gegenständen, den Typen, den Kompositionen,
ja im Temperamente sich aufs engste an seine neue Umgebung anschließen (wie das
bei Stomer tatsächlich der Fall ist): im Technischen verleugnet er den Ausländer niemals
gänzlich. Eben diese Technik aber ist es, die in den wenigen Bildern des Catomeisters
durchaus italienisch ist; nicht so sehr in Komposition oder Typen liegen die beim ersten
Anblick maßgebenden Verschiedenheiten, sondern in dem technisch-koloristischen Ge-
samteindruck. Es kommt eines hinzu, das mich in dieser Ansicht bestärkt. Denn
außer den durch Stomer vermittelten Honthorstschen Zügen offenbaren die 3 Bilder
einen andern, sehr vernehmlich sich meldenden Einfluß, den des Caravaggio. Der
Künstler muß die Werke, die der große lombardische Meister während seiner „Ver-
bannung" in Sizilien geschaffen hatte, gekannt und studiert haben. Ich möchte das
Münchner Bild in Beziehung setzen, seinen kompositionellen Eigentümlichkeiten nacli,
 
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