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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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San Pietro in Civate
Von August Feigel

San Pietro in Civate wird gewiß den meisten Kunstfreunden und gar manchem
aus dem engeren Kreise der Fachgenossen unbekannt sein. Obwohl schon Schrift-
steller aus dem XVIII. Jahrhundert auf die Schönheit der Kunstwerke, die in dem ein-
fachen Bau verborgen sind, und auf ihre Bedeutung für die Kenntnis anderer berühmter
Denkmäler hinwiesen, und in neuerer Zeit Lokalforscher sich lebhaft mit ihnen be-
schäftigten, nahm man in kunsthistorischen Kreisen wenig Notiz von diesen literarisdien
Hinweisen und von den Kunstwerken selbst.1) Diese unverdiente Zurücksetzung mag
wohl hauptsächlich durch lokale Verhältnisse bedingt sein: Civate liegt fern ab von
den großen Verkehrswegen, die nach Italien führen und das Kirchlein, das einsam,
hoch oben im Gebirge liegt, ist nur mit Mühe zu erreichen. Wenn ich nun den Lesern
die Reproduktionen meiner Aufnahmen darbiete, so muß ich zugleich ihretwegen um
Nachsicht bitten. Es sind Photographien, die ich unter schwierigen Verhältnissen und
nur mit den bescheidenen Hilfsmitteln, wie sie einem Touristen zur Verfügung stehen,
hergestellt habe.2)
Civate liegt in der Alta Brianza an der Bahnstrecke zwischen Como und Lecco.
S. Pietro thront hoch über dem kleinen Orte. Ehemals war es die Kirche eines
Benediktinerklosters, dessen Gründung in hohe Zeit, vielleicht in Karolingerzeit, hinauf-
reicht.") Heute sind die Klostergebäude fast ganz verschwunden. Außer einer kleinen,
interessanten Kapelle San Benedetto, die wohl als Taufkapelle diente, ist nur noch
S. Pietro, die ehemalige Klosterkirche, erhalten. Es ist ein einschiffiger, saalartiger
Bau mit Ost- und Westapside. Daß diese doppelchörige Anlage nicht ursprünglich

]) Literatur über Civate: G. Longoni: Memorie storiche della chiesa ed abbazia di San
Pietro al Monte. Milano 1850. F. de Dartein: Etüde sur l'architecture lombarde etc. Paris
1865—82. S. 35ff; S. 515. Barelli: San Pietro ai monti di Civate. In: Rivista archeologica della
provincia di Como. Heft 20. Dez. 1881. Magistretti: Archivio storico lombardo. 1896. S. 323f.
und 1898, Heft XVII, S. 80f. Als Anhang ist ein Brief des P. Giuseppe Allegranza vom

2. Juli 1760 abgedruckt, der als Erster Beziehungen Civates zu S. Ambrogio in Mailand feststellt.

Vergleiche ferner Venturi: Storia dell' arte italiana. Bd. II. S. 382f. Abbildungen: Das Äußere

der Kirche in: Monti: Storia ed arte nella provincia ed antica diocesi di Como. Como 1902.

S. 455. Rivoira: Le origini della architettura lombarda. Roma 1901. Bd. 1. S. 283. Fig. 369.
Ferner über interessante Stuckkästchen gefunden in S. Pietro: Giov. Basenga: Antiche Capselle
Liturgighe in Brianza. In Rivista archäologica della provincia die Como. Heft 48/49. 1904. S. 107 f
und T.l. Vor allem aber ist heranzuziehen: Dartein a. a. O. Tafel 19 u. 20, wo Grundrisse und
Einzelheiten der Ornamentik gut wiedergegeben sind.
, Da in diesem Aufsatze nicht alle meine Aufnahmen von S. Pietro in Civate veröffentlicht
werden können und auch die Klisches nicht in der wünschenswerten Schärfe ausgefallen sind, so
bin ich gerne bereit, auf Verlangen Originalabzüge der Platten anfertigen zu lassen. Eventuelle
Anfragen an meinen Namen, Darmstadt, Großherzogl. Museum, werde ich an meinen Photo-
graphen weitergeben.
") Rivoira a. a. 0. S. 283 glaubt daß die Kirche 860 gebaut ist.
 
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