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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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208

Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 2. S. PIETRO IN CIVATE
Blick durch die Vorhalle

hartem, schwer zu bearbeitenden Granit, wie
er dort oben bei der Kirche gefunden wird.
Auch der geschickteste Meißel könnte diesem
Material nur wenige einfache Ornamente ab-
gewinnen. Die Künstler halfen sich, indem
sie den Kern nur im Rohen zurichteten und
ihn mit einer Stuckschicht überzogen, aus
welcher mit Messer und Schabeisen die or-
namentalen Gebilde herausgearbeitet wurden.
Alle ornamentalen Teile: die Basen, die
Riefelungen der Schäfte, die Kapitelle, die
Arkadenbogen,die Verzierungen des Triumph-
bogens, das horizontale Band mit dem Lamm
in der Scheibe, die beiden Platten mit den
prächtig stilisierten Fabeltieren, Greif und
Chimäre: alles das ist aus ,Stuck geformt.
Aus demselben Material ist das Ciborium,
dessen 4 Seiten mit reich figurierten Szenen
nämlich Kreuzigung, Frauen am Grabe,
Christus zwischen Petrus und Paulus und
Christus thronend in der Mandorla, getragen
von 2 Engeln, geschmückt sind. (Siehe
Abb. 4—8). Und steigen wir hinab zur
Krypta, so bemerken wir, daß die drei

großen Platten, die den Treppeneingang umgeben, ebenfalls ganz mit Stuckornamenten
überzogen sind (Abb. 9). In der Krypta selbst finden wir außer den reich ornamen-
tierten Pilastern und Kapitellern, welche denen der Oberkirche entsprechen, und einem
horizontalen Gesimsband noch 3 Szenen in Stucco, die die großen Flächen der Schild-
bogen ausfüllen, nämlich die Darbringung im Tempel, den Tod Mariä und darunter eine,
leider sehr zerstörte Kreuzigung, mit Maria, Johannes, Longinus und Stephaton (Abb. 10).
Zu diesem reichen plastischen Schmuck
gesellt sich eine ebenso umfangreiche wie
bedeutende, malerische Dekoration, die größ-
tenteils den Vorzug guter Erhaltung hat.
Das größte und wirkungsvollste Fresko
schmückt die Mauerwand, die den ehe-
maligen Triumphbogen schließt. Der Vor-
wurf ist aus dem 12. Kapitel der „Geheimen
Offenbarung genommen." Ein großer ge-
flügelter Drache, dessen mächtiger Körper
schlangenartig endet, und aus dessen Halse
7 kleinere Köpfe hervorwachsen, bedroht
das Kind. Die Mutter liegt nach Art byzan-


Abb. 3. S. PIETRO IN CIVATE □
Chimäre, Platte am Eingang
 
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