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mischung des Individuellen besser aus. Was den Inhalt betrifft, muß das neue
Kunstwerk eine klare, ausgeglichene und ästhetische Äußerung von Klang-
beziehungen sein —, nichts weiter.
Im Theater und in der Oper wetteifern die Künste mit der dramatischen
Kunst. Obgleich die plastische Äußerung des Individuums z. B. in der Geste
und der Mimik weiterherrschen wird, wird die primitive Auffassung des Theaters
sich allmählich in der neuen Kunst verlieren. Welches auch die Vertiefung der
Gesten und der Mimik sei, es ist nicht weniger klar, daß die Bewegung die
Form beschreibt, und das Individuelle und Universelle in ausgeglichenem Zu-
sammenhang nicht rein und plastisch ausdrückt. Da die dramatische Kunst der
plastische Ausdruck einer Handlung oder eines Seelenzustandes mit Hilfe der
menschlichen Gestalt war, ist sie eine Realität, in welcher der plastische Aus-
druck der abstrakten Realität eine Unmöglichkeit geworden ist. Für den neuen
Menschen ist das Theater wenn kein Zwang, so doch eine Uberflüssigkeit ge-
worden. Wenn der neue Geist hier seinen Kulminationspunkt erreicht hat, wird
er Geste und Mimik verinnerlichen; er wird im täglichen Leben verwirklichen,
was das Theater äußerlich zeigt und beschreibt. Jedenfalls wird das Theater, bis
dieser Punkt erreicht ist, seinen Daseinszweck behalten. Es wird durch die Fort-
dauer des Tragischen einem Verlangen entsprechen, obgleich ersteres seine
Herrschaft verloren hat. Aber in seiner neuen Erscheinung muß es sich umbilden.
Die Futuristen haben dies stark empfunden und es in ihren Manifesten aus-
gesprochen. Indessen ist eine logische Umbildung nicht möglich, solange sich
die Künste, die sich hier zusammenfinden, nicht zur neuen Gestaltung ent-
wickelt haben. Das Theater hat seinen Daseinszweck noch darin, daß es für
eine große Zahl von Zuschauern eine Vereinigung aller Künste schafft, die
gemeinsam wirkend, dem Theater eine größere und stärkere Eindruckskraft
geben, als jede Kunst sie allein hätte. Das Gefühl kann durch Schönheit
oder durch plastische Veräußerlichung des Tragischen erweckt werden. Dies
charakterisiert das Theater und die Oper von heute und ehemals. Denn, wenn
wir die Dekoration mitrechnen, wäre das Theater ein dreifacher, die Oper ein
vierfacher gestaltender Ausdruck des Tragischen.
Die neue Gestaltung will nicht mehr tragische Gestaltung, sondern den
mischung des Individuellen besser aus. Was den Inhalt betrifft, muß das neue
Kunstwerk eine klare, ausgeglichene und ästhetische Äußerung von Klang-
beziehungen sein —, nichts weiter.
Im Theater und in der Oper wetteifern die Künste mit der dramatischen
Kunst. Obgleich die plastische Äußerung des Individuums z. B. in der Geste
und der Mimik weiterherrschen wird, wird die primitive Auffassung des Theaters
sich allmählich in der neuen Kunst verlieren. Welches auch die Vertiefung der
Gesten und der Mimik sei, es ist nicht weniger klar, daß die Bewegung die
Form beschreibt, und das Individuelle und Universelle in ausgeglichenem Zu-
sammenhang nicht rein und plastisch ausdrückt. Da die dramatische Kunst der
plastische Ausdruck einer Handlung oder eines Seelenzustandes mit Hilfe der
menschlichen Gestalt war, ist sie eine Realität, in welcher der plastische Aus-
druck der abstrakten Realität eine Unmöglichkeit geworden ist. Für den neuen
Menschen ist das Theater wenn kein Zwang, so doch eine Uberflüssigkeit ge-
worden. Wenn der neue Geist hier seinen Kulminationspunkt erreicht hat, wird
er Geste und Mimik verinnerlichen; er wird im täglichen Leben verwirklichen,
was das Theater äußerlich zeigt und beschreibt. Jedenfalls wird das Theater, bis
dieser Punkt erreicht ist, seinen Daseinszweck behalten. Es wird durch die Fort-
dauer des Tragischen einem Verlangen entsprechen, obgleich ersteres seine
Herrschaft verloren hat. Aber in seiner neuen Erscheinung muß es sich umbilden.
Die Futuristen haben dies stark empfunden und es in ihren Manifesten aus-
gesprochen. Indessen ist eine logische Umbildung nicht möglich, solange sich
die Künste, die sich hier zusammenfinden, nicht zur neuen Gestaltung ent-
wickelt haben. Das Theater hat seinen Daseinszweck noch darin, daß es für
eine große Zahl von Zuschauern eine Vereinigung aller Künste schafft, die
gemeinsam wirkend, dem Theater eine größere und stärkere Eindruckskraft
geben, als jede Kunst sie allein hätte. Das Gefühl kann durch Schönheit
oder durch plastische Veräußerlichung des Tragischen erweckt werden. Dies
charakterisiert das Theater und die Oper von heute und ehemals. Denn, wenn
wir die Dekoration mitrechnen, wäre das Theater ein dreifacher, die Oper ein
vierfacher gestaltender Ausdruck des Tragischen.
Die neue Gestaltung will nicht mehr tragische Gestaltung, sondern den