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werden. Die Zwischenakte dürfen ausgedehnt sein; wenn man im Saale bleibt,
wird die Zeit durch Bilder der neuen Gestaltung gekürzt. Diese könnten auch
als Lichtbilder auf einem Schirm erscheinen, sobald die Technik die Wege da-
für findet. Dann werden die Künstler und Unternehmer nicht gezwungen sein,
unendliche Programmvariationen zu erfinden oder auf steter Suche nach Neuem
zu sein.

Also wird die Malerei, wird die Musik der neuen Gestaltung einen gleichen
bildenden Ausdruck haben. Aber es wird in Zukunft noch eine Kunst möglich
sein, eine zwischen Malerei und Musik liegende Kunst. Sich in Farbe und Nicht-
farbe ausdrückend, wird es Malerei sein, — aber da diese Farben sich nicht
räumlich, sondern zeitlich ausdrücken, wird diese Kunst sich der Musik an-
nähern. Da Raum und Zeit verschiedener Ausdruck derselben Sache sind, ist
die Musik in der Auffassung der neuen Gestaltung plastisch (d. h. räumlich
dargestellt) und Plastik (Malerei) zeitlich dargestellt möglich. So kann man
farbige und farblose Rechtecke zeitlich und getrennt projizieren. Diese Flächen
und ihre Kompositionen dürfen nicht nach Bildern der neuen Gestaltung wieder-
gegeben werden, — da sie zeitlich wie in der Musik dargeboten, andere For-
derungen stellen. — Derselbe bildliche Eindruck muß durch eine andere Ver-
wendung der Gestaltungsmittel und in anderer Zusammenstellung geschaffen
werden. — Um zu einer derartigen ästhetischen Empfindung einer solchen Bild-
abstraktion zu kommen, wird wahrscheinlich eine noch größere abstrakte Höher-
entwicklung nötig sein, als wie die Malerei und Musik der neuen Gestaltung
es fordern, — die wahre Einheit des Körperlich-Geistigen. —

Paris 1922.
 
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