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Mone, Franz Joseph [Editor]
Quellensammlung der badischen Landesgeschichte (1. Band) — Karlsruhe: Druck und Verlag von E. Macklot, 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.61762#0026
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Einleitung.

i14>
betrachtet, so ist diese Ansicht auch verfehlt, denn die
gemeinschaftlichen Ideen großer Begebenheiten werden
dadurch verkannt. Losgerissen vom Ganzen und ohne
Rücksicht auf dasselbe wird die vereinzelte Geschichte leicht
nach bloßer Causalität behandelt und verfällt in die fata-
listische Ansicht. Mit den Grundsätzen des Mittelalters
läßt sich die neuere Geschichte auch nur unvollständig
darstellen, weil das Einzelne nicht gehörig gewürdigt
oder auch übergangen wird, wenn darin die Beziehung
auf das Ganze, auf die christliche Bestimmung und Vol-
lendung verloren scheint.
Diese drei Richtungen der Geschichte und ihrer Dar-
stellung sind Thatsachen, deren Wirkung auf unsere
Betrachtung fortdauert. Unsere Aufgabe ist also eine
Geschichtschreibung, worin das Zweckmäßige jener drei
Ansichten vereinigt wird, damit wir die umfassende Voll-
ständigkeit erreichen, die der heutigen Zeit angemessen ist.
Von den Geschichtschreibern der alten Welt können wir
nur die Form, die Darstellung lernen, denn sie haben
sie zu einer Vollkommenheit ausgebildet, die uns ein
nützliches Muster bleibt. Von dem Mittelalter müssen
wir beibehalten die christliche Grundlage und Bestim-
mung des Lebens und der Geschichte und die Beziehung
auf das Ganze der Weltgeschichte, die Ansicht des All-
gemeinen. Wie sich diese Bestimmung im Besondern
und Einzelnen zeigt, und welches Verhältniß die Ueber-

gänge der Zeiträume zur christlichen Entwicklung der
Weltgeschichte haben, kann durch die spezialisirende Rich-
tung der neueren Zeit nachgewiesen werden. Kürzer
ausgedrückt, besteht die Aufgabe unserer Geschichtschrei-
bung in diesen drei Sätzen: die Welt hat eine christliche
Bestimmung, sie zeigt sich in jedem Einzelnen, der Ge-
schichtschreiber soll die Entwicklung derselben schön dar-
stellen.
Wenn man eine Theorie der Geschichtschreibung braucht,
so soll man sie aus der Geschichte selbst ableiten, sonst
geräth man in Gefahr, fremdartigen Grundsätzen zu
folgen. Eine solche Theorie scheint mir aber nicht zu-
läßig, weil die Verschiedenheit der Ereignisse zu groß ist,
um in ein Fachwerk eingeschlossen zu werden; man muß
sich mit den leitenden Grundsätzen begnügen, damit man
die Manigfaltigkeit der geschichtlichen Entwicklung ge-
bührend beachten kann. Philosophische oder politische
Systeme auf die Geschichte zu übertragen, oder diese
nach solchen Systemen zu behandeln, geht nicht an, denn
darnach würde man die Geschichte construiren, d. h.
machen, während sie schon ein Gemachtes ist, d. h. aus
dem Geschehenen, aus Thatsachen besteht. Die Geschicht-
schreibung hat es mit der Erfahrung zu thun, nicht
mit der Spekulation, sie kann jenes Gebiet nicht ver-
lassen, ohne den Boden zu verlieren, auf dem sie
beruht.

Zweites Hauptstück.

Die Hülfsmittel.

"L)a dieses Werk für die Sammlung der Quellen-
schriften bestimmt ist, so muß ich angeben, was ich unter
Hülfsmitteln verstehe und warum ich sie hier anführe.
Hülfsmittel sind die Arbeiten neuerer Geschichtsforscher,
wenn sie eine vorhergehende Zeit betreffen. Der Form
nach muß man dreierlei Arten dieser Arbeiten unterschei-
den: l) literarische Nachweisungen der Quellen und
Hülfsmittel, Literatur der Geschichte; 2) Sammlung ge-
schichtlicher Materialien; 3) Bearbeitung in besondern
Werken. Sind dergleichen Hülfsmittel gedruckt, so wer-
den sie hier nicht beachtet, sind sie aber ungedruckt, so
müssen sie aus folgenden Gründen berücksichtigt werden.
Es sind nämlich schon manche Geschichtsquellen zerstört
oder verloren und unbekannt, welche von früheren Ge-

lehrten noch benutzt wurden. Die Arbeiten dieser letzten
sind daher Quellen zweiten Ranges und in Ermangelung
anderer Nachrichten zu gebrauchen. Die Aufzählung sol-
cher Hülfsmittel ist daher nicht die Hauptsache, sondern
die Angabe ihrer Quellen. Da ich nicht weiß, ob diese
Hülfsmittel je gedruckt werden, so hielt ich auch die An-
gabe ihres Inhalts für nöthig, damit jeder Geschichts-
forscher daraus abnehmen könne, ob er für seinen Zweck
darin etwas finde oder zu suchen habe. Nicht minder
belangreich sind die Nachrichten, unter welchen Umstän-
den die früheren Gelehrten ihre Werke geschrieben, weil
dies zur Beurtheilung ihrer Arbeiten wichtig ist. Wenn
diese Gründe die Allführung der vorhandenen Hülfsmittel
in diesem Werke rechtfertigen, so wird die Erwähnung
 
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