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Vorwort. vn

gefällige Sicherheit des Auftretens, die, dürfen wir dem
Sokrates Glauben schenken, dereinst selbst die Götter
zum Lächeln-gebracht haben soll.

Andere rügten an meinen Publicationen, sie wären
schlecht geschrieben. Selbst das will ich nicht be-
streiten, denn ich gebe mich ja keineswegs für einen
Khetor oder Stilisten aus; auch habe ich in meinem
bereits langen Leben mir stets angelegen sein lassen,
eher richtig und klar zu denken, als schön und glän-
zend zu schreiben.

Wieder Andere werfen mir vor, meine Werke seien
formlos und nicht nach den Regeln gemacht, in denen
ein ordentliches Buch abgefasst sein muss. Meine Ab-
sichtwar jedoch nicht etwa, ein schönes Buch zu schreiben,
sondern vielmehr ein solches, das man nur vor den Kunst-
werken selbst lesen sollte; und diese Absicht glaube ich
auch erreicht zu haben.

Ausser diesen und andern Mängeln fanden einige
Kunstfreunde, dass in meinen Arbeiten manches blos
angedeutet sei, was doch eine eingehendere Auseinander-
setzung verdient hätte. Ich würde jedoch dadurch meinen
Lesern nichts mehr zu denken übrig gelassen, ihnen so-
mit den Genuss des Mitarbeitens und Schaffens vorent-
halten haben; was doch von Seiten eines Schriftstellers
mir stets als Mangel an guter Erziehung hat erscheinen
wollen. Und wenn wirklich, wie einige Freunde meinen,
mir das seltene Glück beschieden war, mehrere grobe
Irrthümer in der italienischen Kunstgeschichte entdeckt
und auch getilgt zu haben, so verdanke ich dieses kleine
Verdienst einzig und allein dem Umstände, dass ich
durch keine öffentliche Anstellung gebunden bin, wo-
durch es mir möglich war, frei und unabhängig meinen
Studien zu leben und auch meine Ansichten rücksichtslos
 
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