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Die Umbrier. 139

ziemlich gut erhalten angesehen werden. Es stellt die
heilige Jungfrau dar, wie sie, begleitet von zwei Engeln,
dem heiligen Bernhard erscheint, der in einer offenen
Halle vor seinem Lehrpulte sitzt, während der heilige
Bartholomäus und ein anderer Heiliger hinter demselben
stehen.

In der Hast seiner Collectivarbeit schreibt Vasari
dieses Bild, wahrscheinlich aus Versehen, dem Raffaellino
del Garbo zu (Edit. Le Monnier VII, 193), und siehe da,
die florentinischen Commentatoren sind alsogleich bereit,
dieses Gemälde in der Münchener Galerie dem P. Pe-
rugino zu entziehen, um es dem Raffaellino del Garbo
zu geben. So darf doch wahrlich in der Kunstgeschichte
nicht verfahren werden. Zu so absurden Resultaten
kann man nur gelangen, wenn man über Dinge, die
man gar nicht gesehen, sein Urtheil abgeben will. Aller-
dings scheint auch Raffaellino del Garbo ein Bild nicht
nur mit dem nämlichen Gegenstande, sondern auch von
derselben Composition wie dieses von der Hand des
Perugino gemalt zu haben; wenigstens besitzt das Bri-
tische Museum eine sehr gut ausgeführte getuschte und
mit Kreide aufgehöhte Zeichnung \ auf welcher die
Madonna, von zwei Engeln begleitet, dem vor einem
Lesepulte sitzenden heiligen Bernhard erscheint. Ob
Raffaellino del Garbo diese seine Zeichnung als Vorlage
zu einem Gemälde benutzt habe, Und wo das Bild
gegenwärtig sich befindet, bin ich nicht im Stande zu
sagen. Die Idee aber, sowol zur Zeichnung des Raffaellino
del Garbo, wie zum Gemälde des P. Perugino muss in
dem denselben Gegenstand darstellenden Bilde des Fra
Filippo Lippi in der National-Gallery in London ge-
sucht werden. Dessen Sohn Filippino nahm später
den Gedanken des Vaters wieder auf, und es entstand

* Von Braun photographirt, 28, unter dem falschen Namen
des Filippino Lippi.
 
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