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Muckle, Friedrich
Saint-Simon und die ökonomische Geschichtstheorie: ein Beitrag zu einer Dogmengeschichte des historischen Materialismus — Jena: Verlag von Gustav Fischer, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.52962#0013
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Einleitung.

Wie große Umwälzungen innerhalb des sozialen Organismus in
zivilisierten Staaten immerdar einen fruchtbaren Nährboden für die
Entstehung soziologischer Theorien bilden, so hat auch die grobe
französische Revolution von 1789, jenes gewaltige Ereignis, das mit
einem Schlage ein ganzes gesellschaftliches Gebaude binwegfegte,
— e den an
artigsten dieser Systeme ist sicherlich das des französischen Philo-
sophen und Soziologen Saint-Simon, grobartig nicht im Finbliek
etwa auf die Folgerichtigkeit und den Glanz seiner Durchfuhrung
als auf die Kühnhett vornehmalich, mit der ein einziges Individuum
sich anheischig machte, in selbstherrischem Wagemute die überwäl-
tigende Aufgabe einer totalen Neuerrichtung des zerfallenen sozialen
Gebäudes zu lösen, aber ebenso auch beachtenswert in Ansehung der
großen Bedeutsamkeit, die den.die wissenschaftlichen Grundbestand-
teile bildenden Conzeptionen zukommt. Unter diesen nehmen die ge-
schichtsphilosophischen den ersten Rang ein.

Die philosophische Interpretation der Geschichte ist bei Saint-
Simon dualistisch: neben der okonomischen Geschichtsauffassung,
dem Thema der vorliegenden Studie, findet sich in seinen zahlreichen
Sehriften noch eine ideologische Geschichtsbetrachtung vor, der wir
wenigstens eine flüchtige Beachtung insofern schenken müssen, als
eine Anaahl der methodischen Prinzipien ihrer NRusgestaltung auch
durchweg Geltung für den übrigen Teil der geschichtlichen Betrach-
tungsweise des Denkers, der ökonomischen, besitat.

Die Saint-Simon eigene Ergründung der im geschichtlichen
Sein wirkenden Kräfte hat sich bei ihm herausgebildet im bewußten
Gegensatz zu der herrschenden Nuffassung von dem Verlauf des ge-
schichtlichen Lebens. Wenn eines der charakteristischen Merkmale
der Geschichtsschreibung des ancien régime war, daß sie, unfahig die
vielgestaltigen Äußerungen der sozialen Wirklichkeit in den Kreis
arer Beirachtwunmgem zu ziehen, sich germ

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