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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0022
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schiedenen Lagen und Einrichtungen der Gräber, den Formen der Stelen und Sarkophage, auch die-
sen Theii der griechischen Alterthümer in seinen Besonderheiten und Unterschieden zu veranschau-
lichen. — Geschnittene Steine sieht man in Athen nur sehr wenige, aber von speziellem Interesse.
Hie und da werden solche dem Reisenden im Lande zu Kant'geboten; weit häufiger Münzen, von
welchen auch die Regierung eine nicht unerhebliche Sammlung zu Athen besitzt. Insbesondere ist
noch der Vorrat h an gemalten Vasen von Werth. Denn es hat für die Kunstgeschichte Wichtig-
keit, einige der aus italischen Schätzen bekannten Classen dieser Geräthe in Griechenland gefunden
zu wissen. Ausser diesen zeichnen aber die Vasen Sammlung zu Athen eigenthümliche Arten sowohl
einer altgriechischen, als einer attisch eleganten Technik aus. Und so wird jede Seite des archäologi-
schen Interesses, vom topographisch-historischen Augenmerk bis zum kunstgeschichtlichen und anti-
quarischen, auf diesem Mutterboden des alten Griechenvolks und durch seine Verlassenschaft in dem-
selben berührt und genährt und zur Einbildung denkwürdiger Vorzeit belebt.

AUSGRABUNGEN UND SAMMLUNGEN IN GRIECHENLAND

(bis ill's Jahr 1810.)

Nie sind in Griechenland Ausgrabungen in einem ähnlichen Umfange veranstaltet worden, wie
seit Jahrhunderten in Italien. Von Sammlungen dortselbst in den Zeiten seiner Abhängigkeit sind wir
wenig unterrichtet. Vor den Nachgrabungen, die erst in unserm Jahrhundert Reisende und in Grie-
chenland wohnende Franken gemacht.haben, sind uns blos von seinen Inseln und Landen solche be-
kanut geworden, die gelegentlich gefunden, oder über Boden erhalten, ins Abendland herüberkamen.
So einzelne geschnittene Steine schon im frühen Mittelalter. Und nur von solcher Erwerbung schei-
nen auch die plastischen Werke gewesen zu sein, die in Folge venezianischer Eroberungen griechi-
scher Inseln und Küstenplätze seit dem dreizehnten Jahrhundert nach Venedig, und zum Theii von da
in andere italische Gallerieen, auch in neuerer Zeit theiiweise noch weiter zerstreut worden sind. Was
man hiervon jetzt noch in Venedig auf der Markus-Bibliothek und im Privatbesitze findet, beschränkt
sich, nach manchen Veräusserungen, auf einige Statuen von grösserem Interesse, dann vornehmlich auf
Grabreliefs, wie deren einige auch das Museum zu Verona und so manches andere hatl).

') Jene vier bronzenen Pferde mit vergoldetem Geschirr, aufgestellt über dem Portal von San Marco, welche bei der
Eroberung von Constant in Opel 1204 erbeutet sein und von der dortigen Rennbahn, nach Mustoxidi's Vermuthung aus Chios,
herrühren sollen, haben, wie ihre Gruppirung zeigt, das Viergespann eines Triumphwagens gemacht. Dies, und ihr Styl, be-
zeichnet sie als Werke aus der Zeit der Römerherrschaft. Sie gehören einer (reiflichen Kunstiibung an, haben aber nicht
die Forme h arac tere aus den Kunstepochen des freien Griechenlands. — Von den vier marmornen Löwen, die vor dem Ar-
senal Venedigs liegen, sind zwei oder drei bei Morosini's vorübergehender Eroberung von Athen, 16S7, von dort und aus dem
Hafen Peiraeus (Porto Leone) weggenommen. —- Nicht dazu gehört die schmächtig lange, liegende colossale Löwin von ge-
ringer Arbeit, mit neuem Kopf und der Unterschrift: Anno Corcyrae liberatae. Aber ein Lowe von graulich streifigem Mar-
mor, nicht colossal, liegend, mit neuem Kopfe] ohne erheblichen Kunstwerth ist nach einer Aufschrift an der linken Seite
(A0HNA0EÎJ) aus Athen. — Tüchtiger gebildet sind die zwei sehrcolossalen Löwen, von welchen der eine, der sehr ge-
litten hat. sitzend vorgestellt, sein Kopf geflickt ist, .der andere liegend mit links blickendem, wahrschein lieh neuem Kopf.
Dieser hat an der Basis die Inschrift: Atheniensia Venetae ciassis trophaea, Veneti senatus decreto in navalis vestibulo con-
stitua; jener: Francisctis Maurocenus Peloponesiacus, expugnatis Atbenis marmorea leonum simulacra, triumphal! manu e
 
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