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Vorwort zur Deutschen Ausgabe.

IX

stoss zur Religion im Sinnlichen, im Druck des Unend-
lichen im Endlichen, nachzuweisen suche.

Meine Freunde auf der linken Seite sind noch mehr
ungehalten, weil ich ganz vor-Kantisch dem von uns nur
postulirten Unendlichen Realität zuerkannt, das jenseits
des menschlichen Gesichtskreises liegende Unerkannte oder
Unerkennbare zum Unendlichen und Göttlichen erhoben,
und so dem Transscendentalismus Thor und Thür geöffnet
habe.

Meine Antwort an beide Parteien ist dieselbe. Läug-
net das Sinnliche oder läugnet das Uebersinnliche, wenn
Ihr könnt. Wenn Ihr aber nicht könnt, wenn das eine
so handgreiflich ist wie das andere (siehe Seite 40 — 53),
so zeigt mir eine andere Brücke, die vom Sinnlichen zum
Uebersinnlichen führt.

Meine Arbeit war hauptsächlich historisch, genetisch,
oder, wie man es jetzt auch wohl nennt, evolutionär.
Wenn wir wissen wollen, wie der Mensch dazu kommt,
■eine Religion zu haben, oder überhaupt über das sinnlich
Wahrnehmbare und verständlich Begreifbare hinauszu-
gehen, so müssen wir eben sehen, wie er dazu ge-
kommen ist, d. h. wir müssen die historische Ent-
wickelung des religiösen Bewusstseins zu erkennen suchen.
Dies können wir nicht im Grossen und Ganzen mit der
ganzen Menschheit en bloc thun, sondern nur indem wir
jeden einzelnen Strom der religiösen Denk- und Sprechweise
von ihrer Quelle bis zu ihrer Mündung verfolgen. Dies
ist es, was ich mit der alten indischen Religion zu thun
versucht habe, indem ich den Kern aus der Schale, den
lebendigen Keim aus dem Kern herauszuschälen und die
Entwickelung der Idee klar hinzustellen versuchte, welche
den Indier von der tiefsten bis zu der höchsten Stufe
 
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