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218

Vierte Vorlesung.

kein Geschlechtszeichen hatten, so drückten doch alle alten
Nomina Thätigkeiten aus.

In jenem Zustand der Sprache war es fast unmöglich
von unthätigen oder unpersönlichen Dingen zu sprechen.
Jeder Name bedeutete etwas Thätiges. Wie calx,1 die
Ferse, den Stossenden bedeutete, so auch calx, der Stein.
Es gab kein anderes Mittel ihn zu benennen. Werm die
Ferse den Stein stiess, so stiess der Stein die Ferse; sie
waren beide calx. Vi im Yeda ist ein Vogel, ein Fliegen-
der, aber dasselbe Wort bezeichnet auch einen Pfeil.
Yudh bezeichnete einen Kämpfer, eine Waffe und einen
Kampf.

Ein grosser Schritt war indess gethan, als es durch
äussere Zeichen ermöglicht war zu unterscheiden zwischen
dem Stoss-hier und dem Stoss-dort, dem Stösser und dem
Gestossenen und zuletzt zwischen belebten und unbelebten
Namen. Viele Sprachen sind nie darüber hinausgekommen.
In den arischen Sprachen wurde ein weiterer Schritt vor-
wärts gethan, indem man unter den lebenden Wesen
zwischen männlichen und weiblichen unterschied. Diese
Unterscheidung begann nicht mit der Einführung von
männlichen Nominibus, sondern mit der von Femininis,
d. h. mit der Absonderung gewisser Ableitungssuffixa für
weibliche Wesen. Dadurch wurden alle anderen Wörter
Masculina. Noch später wurden gewisse Formen abge-
sondert für Dinge, welche Neutra d. h. weder Feminina
noch Masculina waren, aber im Allgemeinen nur im No-
minativ und Accusativ.

Demgemäss ist das grammatische Geschlecht, obwol

1 Calc-s, von V Kai, cel-lo ; heel, das altn. hsel-1; gr. Xä\ für
xlai für xal%. Calx, cal-cul-us, cal-cul-are u. s. w.
 
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