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Vierte Vorlesung.

Gedanken zu ergänzen sei, aber die Wahrheit ist, dass sie
anfänglich gar nicht ausgedrückt wurde, dass es unnöthig
war, sie auszudrücken; ja noch mehr, es war in primitiven
Sprachen einfach unmöglich sie auszudrücken. Dass man
im Stande ist zu sagen vir est bonus, anstatt vir bonus, ist
eine der letzten Vervollkommnungen . der menschlichen
Sprache.

Wir sahen, dass die alten Arier es schwer fanden von
etwas in anderer A¥eise als wie von etwas Thätigem zu
sprechen d. h. sich etwas anders denn als thätig zu denken.
Sie hatten dieselben Schwierigkeiten zu überwinden, als
sie versuchten zu sagen, dass ein Ding ist oder war.
Sie konnten diese Idee anfänglich nur ausdrücken, indem
sie sagten, dass ein Ding etwas that, was sie selbst thaten.
Nun war der allgemeinste Act aller menschlichen Wesen
das Athmen und so sagten sie, dass Dinge athmen,
wann wir sagen, dass sie sind.

AS, athmen.

Die Wurzel, welche noch in unserem er ist fortlebt,
ist eine sehr alte Wurzel: sie existirte in ihrer abstracten
Bedeutung vor der arischen Völkertrennung. Nichtsdesto-
weniger wissen wTir, dass as athmen bedeutete, bevor es
den Sinn von sein annehmen konnte.

Die einfachste Ableitung von as, athmen, war as-u,
sankritisch, Athem; davon wahrscheinlich asu-ra, die
Athmenden, Lebenden, Seienden und endlich der älteste
Name für die lebenden Götter, die Vedischen Asura.1

1 Dieses sanskritische asu ist das zendische ahu, welches im
Avesta die Bedeutungen von Gewissen und Welt hat (s. Darmesteter,
 
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