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Unendlichkeit und Gesetz,

Nihil in flde quod non ante fuerit in sensu.

Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, jedes Viertel-
jahr scheinen gerade jetzt die verbreitetsten Zeitschriften
darin unter einander zu wetteifern, dass sie uns sagen, die
Zeit für die Religion sei vorüber, der Glaube sei eine
Selbstäuschung oder eine Kinderkrankheit, die Götter seien
endlich entlarvt und in Nichts zerronnen, es gebe keine
Möglichkeit der Erkenntniss ausser der, welche uns durch
die Sinne zukommt, wir müssten uns an Thatsachen und
endlichen Dingen genügen lassen und aus dem Wörterbuch
der Zukunft Ausdrücke wie unendlich, übernatürlich oder
göttlich ausstreichen.

Es ist in diesen Yorlesungen meine Absicht nicht
irgend eine Form der Religion anzugreifen oder zu ver-
theidigen: es fehlt nicht an Händen weder für das eine
noch das andere Unternehmen. Meine Aufgabe, wie ich
sie mir selbst gestellt habe und wie sie mir durch den
Geist des Begründers dieser Yorlesungen gestellt schien,
ist eine ganz andere. Sie ist geschichtlich und psycho-
logisch. Mögen die Theologen, seien es nun Brähmawas
oder Äramawas, Mobeds oder Mollahs, Rabbis oder Doc-
toren der Gottesgelahrtheit versuchen nachzuweisen, ob
 
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