Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Unendlichkeit und Gesetz.

281

sei von Tag und Nacht wahrgenommen wurde, und wie
jener richtige Pfad, auf welchem die Götter Licht aus der
Finsterniss hervorbrachten, nachher der Pfad wurde, den
die Menschen gehen sollten theils in Bezug auf die Opfer,
theils in ihrem allgemeinen sittlichen Wandel.1 Sie dürfen
in der Entwickelung dieser alten Begriffe nicht zu viel
Genauigkeit und Bestimmtheit des Denkens erwarten.
Diese war nicht vorhanden und konnte es nicht sein, und
wenn wir es versuchen diese poetischen Vorstellungen
in die verschiedenen Kategorien strengen Denkens zu
zwängen, so brechen wir ihnen nur die Schwingen ab und
pressen ihnen die Seele aus: wir haben dann vertrocknete
Knochen, aber kein Fleisch, kein Blut, kein Leben.

Schwierigkeit des Uebersetzens.

Die grosse Schwierigkeit bei allen Erörterungen dieser
Art geht aus dem Umstände hervor, dass wir Gedanken
aus alten in neue Formen umzugiessen haben. Bei diesem
Process ist einige Gewaltsamkeit unvermeidlich. Wir haben
kein so geschmeidiges Wort wie das Vedische Rita, keins
von so grossem Bedeutungsreichthum, so geeignet neue
Schattirungen des Gedankens wiederzuspiegeln. Ahes, was
wir thun können, ist, womöglich den ursprünglichen Brenn-
punkt des Gedankens zu finden und dann den verschiedenen
Richtungen zu folgen, welche die Strahlen nehmen, die
von ihm ausgeben. Das ist es, was ich zu thun bemüht

1 Eine ähnliche Entwickelung lässt sich am hebräischen yäshär,
gerade, von äshar, vorwärtsschreiten, nachweisen, eine Wurzel,
welche auch im Hebräischen einige mythologische Schösslinge ge-
trieben hat. Siehe Goldziher, „Der Mythos bei den Hebräern".
S. 140 ff.
 
Annotationen