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Unendlichkeit und Gesetz.

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verabscheuungswerth ist, sie dazu vermocht hat die Sache
der Wahrheit, der Rechtschaffenheit und Unschuld als,
wenigstens in dieser Welt, nicht länger des Kampfes werth
aufzugeben; wie Yiele, sage ich, haben ihren letzten Frieden
und Trost in der Betrachtung des Rita, der Ordnung der
Welt gefunden, wie sie sich z. B. in der unwandelbaren
Bewegung der Sterne oder in der unwandelbaren Zahl
der Blätter, Staubfäden und Staubwege des kleinsten
Yergissmeinnicht offenbart! Wie Yiele haben empfunden,
dass diesem Kosmos, dieser schönen Ordnung der Natur
anzugehören, wenigstens etwas ist, wobei man sich be-
ruhigen, etwas worauf man vertrauen, woran man glauben
kann, nachdem alles Andere geschwunden ist! Uns mag
diese Wahrnehmung des Rita, des Gesetzes und der Ord-
nung in der Welt, sehr geringfügig scheinen; aber für
die alten Bewohner der Erde, welche wenig Anderes be-
sassen, woran sie sich aufrichten konnten, war sie Alles:
— mehr als ihre lichten Wesen, ihre Devas, mehr als
Agni und Indra; denn, war sie einmal in den Geist auf-
genommen, war sie einmal verstanden, so konnte sie ihnen
nie wieder genommen werden.

Was wir also aus dem Yeda gelernt haben ist dies,
dass die Ureltern unserer Rasse in Indien nicht allein an
göttliche Mächte glaubten, die sich ihren Sinnen in Flüssen
und Bergen, im Himmel und in der Sonne, im Donner
und Regen mehr oder minder deutlich zeigten, sondern
dass ihre Sinne ihnen zugleich- auch zwei der wesent-
lichsten Bestandtheile jeder Religion zuführten, den Be-
griff des Unendlichen und den der Ordnung und des Ge-
setzes, von denen sich der eine in dem goldenen Meere
hinter der Morgenröthe, der andere in dem täglichen Pfade
der Sonne ihnen offenbarte. Diese zwei Wahrnehmungen,

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