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Keligion und Philosophie.

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Meli die christliche, um die Bedürfnisse des menschlichen
Herzens zu befriedigen, die bei keinem Volke sich ganz
unterdrücken lassen.

In. Indien war es anders. Es war keine andere Reli-
gion da, zu der die Brahmanen, nachdem sie ihre alten
Götter und Beschützer verloren hatten, ihre Zuflucht hätten
nehmen können. Anstatt also eine von Aussen kommende
Religion aufzunehmen oder einen neuen Anlauf zu machen
wie die Griechen, Römer und Deutschen, schritten sie
weiter vorwärts auf ihrer alten Strasse, im Vertrauen, dass
diese Strasse zum Ziele führen müsse, wenn sie nur selbst
nicht müde würden in ihrem Suchen nach dem, was vom
ersten Erwachen ihrer Sinne ihrem Geiste vorgeschwebt,
was sie aber noch immer nicht fest zu greifen, zu begreifen
und zu nennen vermocht hatten. Sie Hessen die alten
Namen fallen, aber ihr Glaube an das, was sie nennen
wollten, blieb. Nachdem sie mit eigener Hand die Altäre
ihrer Götter zerstört, bauten sie aus den zerstreuten Steinen
einen neuen Altar für den unbekannten Gott, unbekannt,
ungenannt, und dennoch immer gegenwärtig: wenn auch
nicht mehr in Bergen und Flüssen, im Himmel und in
der Sonne, im Regen oder im Donner, doch selbst dann
noch immer gegenwärtig, ja ihnen näher als sonst, und sie
umschliessend, nicht mehr wie Variwa, der allumfassende
Aether, nein enger und wärmer, als wäre es, wie sie es
nannten, der Aether im eigenen Herzen: vielleicht das
„stille, sanfte Sausen", das einst Elia hörte.

Der Gegenstand der göttlichen Namen.

Halten wir vor Allem fest, dass die alten Dichter
des Veda nicht sagten, Mitra, Varuwa und Agni seien
 
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