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Die Lehren des Veda,

Fünfte Vorlesung.

Obgleich es kaum ein Gebiet des menschlichen Wissens
giebt, das nicht von der alten Litteratur Indiens neues Licht
und Leben empfangen hat, so ist doch dieses Licht, das uns von
Indien kommt, nirgends so wichtig, so neu und so reich, als in
dem Studium der Eeligion und Mythologie. Diesem Gegenstande
will ich darum die übrigen Vorlesungen dieses Cursus widmen,
einmal, weil ich mich in jener alten Welt der vedischen Lit-
teratur, in weleher die Keime der indogermanischen Religion
zu studieren sind, besonders zu Hause fühle; dann aber auch,
weil ich glaube, dass zu dem eigentlichen Verständnis der tief-
sten Überzeugungen, oder, wenn Sie wollen, der stärksten Vor-
urteile der modernen Hindus nichts so nützlich ist, wie eine
Kenntnis des Veda. Es ist vollkommen wahr, dass nichts einen
falscheren Eindruck von der gegenwärtigen brahmanischen Reli-
gion geben würde, als die alte vedische Litteratur, wofern wir
uns einbildeten, dreitausend Jahre hätten über Indien hinweg-
gehen können, ohne irgend eine Veränderung hervorzubringen.
Ein solcher Irrtum wäre ebenso thöricht, als wenn man jeden
Unterschied zwischen dem vedischen Sanskrit und dem heute
gesprochenen Bengali leugnen wollte. Aber niemand wird eine
wissenschaftliche Kenntnis oder eine wahre Einsicht in die ge-
heimen Quellen des Bengali gewinnen, der die Sanskrit-Gram-
matik nicht kennt, und niemand wird jemals die gegenwärtigen
religiösen, philosophischen, juristischen und socialen Ansichten
 
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