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Die Renaissance der Sanskrit-Litteratnr. 267

Mallinätha sowohl NU-ula wie Dignäga als Zeitgenossen Käli-
däsa's gekannt haben muss, ehe er seine Erklärung wagen
konnte 64. Dignäga ist kein sehr gewöhnlicher Name, und wenn
wir aus einem früheren Zeugnisse wissen, dass Dignäga ein
Schüler von Asanga war und Asanga ein Zeitgenosse von Vikra-
mäditya, werden wir jetzt wohl mit größerer Sicherheit Kälidäsa
in die Mitte des sechsten Jahrhunderts setzen dürfen.

Es könnte ohne Zweifel eingewandt werden, dass Dignäga
ein Buddhist war, und dass es nicht wahrscheinlich wäre, wenn
ein Anbeter «Siva's, wie Kälidäsa, Beziehungen zu einem Ketzer
wie Dignäga unterhalten hätte. Je mehr wir jedoch von dem
geistigen und gesellschaftlichen Zustande Indiens zu der Zeit,
wo Kälidäsa lebte, wissen, um so weniger Gewicht werden wir
einem solchen Einwände beilegen 65. Buddhagläubige und Veda-
gläubige lebten in jener Zeit geradeso zusammen, wie Prote-
stanten und Katholiken heutigen Tages, kämpfend, wenn eine
Gelegenheit oder Notwendigkeit dazu da ist, sonst aber als Mit-
geschöpfe dieselbe Luft teilend. Man erzählt uns, dass Mäna-
tunga, obwohl ein 6?aina, unter denselben Bedingungen am
Hofe des Harsha Zutritt erhielt, wie Bä»a und Mayüra. Ich sehe
keinen Grund, weshalb Dignäga nicht Kälidäsa am Hofe des
Vikramäditya getroffen haben soll, oder weshalb jenes nicht
derselbe Dignäga sein soll, der als Schriftsteller über Nyäya
berühmt ist. Wir wissen, dass Vasubandhu, der Bruder des
Asanga, ein Jünger der Nyäya-Philosophie war und das po-
stume Werk des Sanghabhadra, das Nyäyänusärasästra, ver-
öffentlichte (H.-Ths. I, 108). Der Bodhisattva Gina, welcher
dem Asanga folgte (siehe oben S. 263), verfasste das Nyäya-
dväratäraka (H.-Ths. I, 188 60), und Hiuen-thsang selbst, ob-
gleich ein Buddhist, studierte Logik unter einem Brahmanen

64 Mallinätha wird von Dr. Bhao Dhaji in das vierzehnte Jahr-
hundert gesetzt, siehe On Kälidäsa, p. 22; siehe auch Bhandarkar,
Vorrede zu Mälatimädhava, p. XII, und J. K. A. S., Bombay, IX,
p. 321.

65 Vgl. Cowell's Bemerkungen hierüber in seiner Vorrede zu
Boyd's Übersetzung des Nägänanda, p XI — XII. Kshemendra in
seinem Kavikanttäbharana empfiehlt sämyam sarvasurastntam.

86 Das Nyäyadväratärakasästra wird dem Bodhisattva Dharma-
päla zugeschrieben, Hiuen-thsang I, p. 191.
 
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