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Müller, Gustav Adolf
Die Tempel zu Tivoli bei Rom und das altchristliche Privathaus auf dem Monte Celio: archäologische Studien — Leipzig, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.12565#0046
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geraalte .,Orans", dass wir aber auch von der christlichen Be-
deutung der übrigen, nur halb erhaltenen Figuren überzeugt sind.
Hier sei ferner gleich festgestellt, dass wir die altchristlichen
Figuren vereint finden mit dekorativen Mitteln der antik-
heidnischen Kunst, wie wir sie ähnlich im „triclinium" antrafen.

Selbstverständlich dem ältesten Teile der Bauten gehört die
Stelle an, wo die Leichen der beiden Märtyrer vom Tage des
Todes bis anno 1575 begraben worden waren. Sie befand sich
oberhalb der eben geschilderten Gemächer. Und nur eine Um-
wandlung, nicht eine totale Umänderung, bedeutetfdas über ihr
errichtete „Oratorium", das dem Bau des Pammachius zuzu-
schreiben ist.

Mit dem tiefgelegenen, gut erhaltenen „balneum," einer
Badeanlage vornehmeren Stils, und etlichen Vorratskammern
worunter die „cella vinaria" eine hervorragende Stelle einnimmt,
ist der eigentlich antike Teil des ganzen abgeschlossen. Denn
die mittelalterliche hinter dem Tablinum, nach der via di S. Gio-
vanni e Paolo zu gelegene verbaute Kapelle mit Fresken aus dem
IX.—XII. Jahrhundert ist für uns nur insofern wichtig, als auch
sie die Tradition vom Hause der beiden Märtyrer bestätigt, wie
das frühchristliche Oratorium, das in einem Fresko vom Martyrium
beider Männer und ihrer Hausgenossen erzählt.

Wir unterscheiden also von oben nach unten, resp. von aussen
nach innen gerechnet: eine mittelalterliche Kapelle mit byzan-
tinischen Fresken (Christus mit den Erzengeln und den beiden
Märtyrern, Kreuzigungsdarstellung), ein frühchristliches Ora-
torium mit Marryriumscene, die antiken Wohnräume der Heiligen,
die Badeanlage und die Vorratsräume.

Mit andern Worten: Während die Aussenmauer des Pa-
lastes teilweise bis fast an das zweite Stockwerk erhalten ist,
finden wir im Innern das ganze Erdgeschoss und ein Stück
des oberen Teiles eines römischen Hauses, das christlichen
Kultuszwecken überlassen worden ist, weil es — und hier muss
die sichtlich skeptische aber unbegründete Haltung Viktor
 
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