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Abt Gundeland [765 - 18. Dezember 778) hielt den Kontakt zu semem Ur-
sprungskloster auch weiterhin auirecht: 769 feierte man in Lorsch die
Einweihung der Gorzer Gorgonius-Basilika mit. Mit Angilram, dem Nach-
folger semes 766 gestorbenen Bruders auf dem Metzer Bischofsstuhl tä-
tigte Abt Gundeland verschiedene Tauschgeschäfte, um den Lorscher
Klosterbesitz abzurunden. 774 nahm Angilram von Metz auch an der
feierlichen Weihe des Klosterneubaus teil, doch zeigte sich der schon
schwindende Einfluß von Metz darin, daß nicht er, sondern der Mainzer
Erzbischof Lullus die Weihe vornahm.

Im Jahr 768 hatte Karl die Regierung des Frankenreichs übernommen.
Welch großen Wert er auf das Aufbltihen seiner Neugründung legte, zeigt
sich darin, daß er Lorsch im Zuge der Erbstreitigkeiten zwischen Abt
Gundeland und Cancors Sohn Heimerich im Jahr 772, direkt seinem kö-
niglichen Schutz unterstellte. Lorsch wurde Reichskloster, und Karl stat-
tete es durch Schenkungen reichhaltig aus. Dabei wurde klar, daß eine
Aufgabe des Klosters -im Gegensatz zum früher gegründeten Fulda-
nicht mehr die Mission und der Aufbau einer Kirchenstruktur in Randla-
gen des Reiches war, sondern die Verbesserung der Infrastruktur und die
Urbarmachung von Landstrichen innerhalb des fränkischen Kernlandes.
Bei der Weihe der neuen Klosterkirche im Jahr 774, bei der auch Karl der
Große zugegen war, wurde durch die hohe Zahl der anwesenden Großen
des Reichs die politisch-kulturelle Bedeutung Lorschs eindrücklich ma-
nifestiert: «Die von Metz her geformte Stiftung einer Adelsfamilie war
durch diese feierliche Konsekration nunmehr endgültig in den staatlich-
politischen Aufbau des Karolingerreiches und seine reguläre kirchliche
Organisation eingefügt» (Semmler)15.

Karl- als Begründer der karolingischen Renaissance, deren Lorscher Mei-
sterwerke die Königshalle und das für Lorsch hergestellte "Lorscher
Evangeliar” (Pal. lat. 50) waren, war mit dem Ergebnis der Pippinischen
Dekrete bezüglich des Kirchengesangs nicht zufrieden. So unternahm er
einen zweiten Anlauf. Karls Biograph Einhard, der Lorsch und dessen
fünften Abt Adalung in besonderer Weise verbunden war, schenkte am 12.
September 819 zusammen mit seiner Frau Imma seine Gründung in Stein-
bach bei Michelstadt im Odenwald dem Lorscher Konvent 16.

15 Semmler in Reichsabtei I, S. 83

16 Lorscher Codex, Urk. 20. Vermerk 19 ist übrigens für die Einhard-Biographik besonders
bedeutsam, werden hier doch in -relativ zu den anderen Texten der Chronik- ausführlicher
und blumiger Weise die Umstände geschildert, die zu Einhards Liebesheirat mit Imma
führten.
 
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