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Münchener Bilderbogen — 47.[1894] (Nro. 1105-1128)

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Nro. 1125
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https://doi.org/10.11588/diglit.51602#0026
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Der glückliche Karl

1125



Das allerschönste Elternhaus
Nennt unser Karl sein eigen.
Besonders prächtig sieht's nicht aus,
Doch ist's für ihn das schönste Haus
Und hat nicht seinesgleichen.

Die Stuben sind wohl etwas klein,
Kein Teppich deckt die Dielen,
Doch sind sie immer blank und rein
Und kann er mit dem Schwesterlein
Ganz wunderhübsch drauf spielen.



Des Tages Stunden bis zur Nacht
Dem Karl nur Freuden bringen.
Schon morgens früh, wenn er erwacht,
Sein Vöglein ihm Vergnügen macht
Mit Zwitschern und mit Singen.

Und zwei so liebe Schwesterlein
Die gibt's nicht mehr auf Erden;
Sie sind zwar jetzt noch dumm und klein
Und wollen stets gewartet sein —
Doch wird's schon besser werden.

Im Blumentopf, mit Glas bedeckt,
Hat Karl, wie ich vernommen,
Einst einen Pfirsichkern gesteckt;
Bis jetzt man keinen Keim entdeckt,
Doch wird er wohl noch kommen.

^Oer Karl, der munt're, kleine Wicht,
Der Liebling aller Leute,
Hat stets ein fröhlich' Angesicht,
Den Kopf voll Löckchen, kraus und dicht.
Und voll von Glück und Freude.


Im Gärtchen gcht's viel schneller doch,
Das kann man täglich sehen.
Am schnellsten wächst das Unkraut noch,
Wie blüht cs manchmal niedlich doch,
D'rnm läßt cs Karl auch stehen.

Gekauftes Spielzeug meist nicht hält —
Was braucht man solche Sachen,
Sie gch'n entzwei und kosten Geld!
Das schönste Spielzeug auf der Welt
Kanu Karl ja selbst sich machen.

Gar nette Dinge schnitzt er dir
Aus Holz und festen Rinden,
Und was er alles ans Papier
Zu machen weiß — ich wüßte schier
Kein Ende da zu finden.

Für Unterhaltung braucht Mama
Bei Karlchen nicht zu sorgen,
Die Nacht ist allznschnell schon da,
Dann gcht's zu Bett, doch freut er ja
Schon wieder sich auf morgen.

Münchener Bilderbogen.
(Alle Rechte Vorbehalten.)

Ztr». 1135.

Herausgegeben und verlegt von Braun H Schneider in Münch en.

Kgl. Hof- und UttiversitütS-Buchdruckerei von Or. C. Wolf L Sohn in München.
 
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