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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0046

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Montag. Der Redaktcur des Punsch träumt nach dem Essen von
cinem guten und weisen Negente», der am Jahreötag einer königlichen Pro-
clamation, worin so Schönes verheißen wurde, die Grundrechte verkündi-
gcn läßt, und sich so alö Ehrenmann, welcher das gegebene Wort hält,
dic Achtung aller Parteien erwirbt. Er erwacht, tritt an'ö Fcnsters reibt
sich die Augcn ans und sieht 500 Mann mit hohem Gewchr in den De-
chanthof marschiren.

Dinstag. Die in der Schahkammer aufgestellte Feder, womit
die Proklamation vom 6. März unterschrlebcn wurde, ist mit einem Blu-
menkranze verziert. Man ist dem Thätcr noch nicht auf der Spur.

Mittwo ch. An dicsem Tage jährt eö sich, daß das Hcer auf die
Eonstitution gcschworcn hat. Die pragmatischen Rcchte dcs Militärs und
das Dicnstreglcment stchen sich aus inncrn Gründcn noch immer gegenüber.

Donnerstag. Proseffor v. Scheuerl, welchcr ein Ministerium
bilden sollte, aber bci dcm bestcn Willen nichts zusammenbringt, sieht
seine Untauglichkcit zum Staatsmann cin, und crlaubt sich, einem hohen
Adel und verehrungswürdigcn Publikum wieder sein Geschäft als Modi-
ficationsverfertigcr zu empfehlen. Dic Firma ist gut.

Freitag. Die Sparkasse, bei wclcher schon einmal ein bedcutender
Einbrnch vorgekömmen scin soll, wird in dicsen Tagen der Gcfahr stark
besetzt. Der Magistrat, welchcr in dcr letztc» Sitzung erklärte, daß Nie-
manden sein Eingelegtes zurückgcgcbcn werde, läßt übcr die Thüre schrei-
ben: „Heilighaltung dcs Eigcnthums! i!" — Wahrlich, eher geht Herr
Kratzeisen durch ein Nadelöhr, als ein Dieb, dcr hier stiehlt, inö Him-
melreich!

Samstag. Wir können ans bester Quclle versichern, daß in Mün-
chen alle Prcßprozcffe niedergeschlagen sind, worauf sich derPunsch sogleich
an das Kricgsministerium um die Erlaubniß wandte, glcich dem Militär
bei vorkommenden Fällen von seinen Hau- und Stichwaffen Gebrauch ma-
chcu zu dürfen.

Die Bier- und Gastwirthe von Nymphenburg

haben eine Beschwerde cingereicht gegen die Münchener Presse, welche Je-
den, der nach Nymphenburg spazieren geht, sogleich zu verdächtigen sucht.
Nicht nur dic Wirthe sondern auch mchrere auö dem Publikum, wie die
Herren Friedrich Rohmer, Professor Scheurl, Herr vou Abel und andere
Nymphenbnrger-Stammgäste schüeßen sich der Beschwerde a».
 
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