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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0069

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Münchener

Ein satyrischeS Originalblatt «on M. E. Bertram.

GanzjLhrig 2 fl., halbj. 1 fl., viertelj. gll kr., einzelne Nummcrn 3 kr.

Zweiter Band.

Sonntag. I^i^' I 15. April 1848.

Hirivlitschrciben -es in -ie Wolken geslvgenen
„Christinn VIII." an den regicren-en und rvie
aus -en Wolkrn gefnltenen Christian VIII.

25te Luftschichte, den 8. April.

Thcurer Namensvetter!

So eben bin ich direct aus dcm Hafen von Ekcrnförde wohlbchalten
dahier angekommeu, und beeile mich, Jhnen sogleich zu schreiben. Vcr-
zeihen Sie, daß ich Jhnen einen „ofscnen Brief" schicke, aber cr
sliegt durch ein Stück beutscher Atmosphäre, und da soll das Briefgehcimniß
ohncdem nicht sicher sein!

Sie wiffcn, daß ich das llnglück hatte, auf eine dcutsche Sandbank
z» gerathen, und was auf einer deutschen B ank liegt, wird nur durch ein
Wunder gcrettet. Tröstcn wir uns! Sind ja die Deutschcn selbst im
Lause dcr Zeit auf ungcfähr 34 Sandbänkc anfgesahren, unr> es ist nicht
abzusehen, wann sie flott werdcn. Wlr wcllen sie schon kricgcn!

M-ie stolz war ich, als Christian VIII. so hin unv her zu schlendern,
ganz wie ein König, der nichts zu thun hat, als sich verproviantiren zu
laffen. Es eristircn überhaupt merkwürbige Achnlichkeitcn zwischcn einem
Schiff und einenr König: Dcr Wind beoeutet die Staats cinkünftc,
und die Civilliste ist das Scgel, daS alien Wind auffängt, so daß
der König rccht flott werden kann. Lcidcr Laß einfältige Deputrrte hie
und da nreincn, sie müßten die Civillisten - Segel streichen!

Ohne Steuer kann weder Schiff noch König bestehcn, und die
Mastbäume sind die in der Mast stehenden H e ere, die, ausrichtig
gestandcn, beidcn erst das eigcntliche Ansehen gebcn. — Das Verdeck
kommt mir vor wie die Bureaukratie; sie ist die Oberfiäche, die na-
 
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