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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0101
Münchener
Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Bertram»
GanzjLhrig 2 fl„ halbj. 1 fl., viertelj. 30 kr„ einzelne Nummern 3 kr.
Zweiter Band.
Scnntag. Ä4» 3. Juni 18-tS.
Das Preftgesetz!
Die Rcdakteure der offtziellcn Ncuen Münchener Zei'tung
sollcn beim Ministerium untcrwürfigst angefragt haben, in
welcher Art sie das bekannte Prcßgcsctz behandeln sollten, und
erhiclten zur Antwort: Ebenso wie einen Militärerceß! Und
wirklich — jeder Satz ist einMaßkrug voll Willkür, der dem
Volke so lang an den Kopf gcht, bis er zerbricht!
Jeder Paragraph scheint mir eine ruinirte Bank, die
man drchen und wcndcn kann, wie man willz jcdcr Abschnitt
diescs Gesctzeö kommt mir vor, wie cin hinauögestossencs
Fcnster, wenn man in's Freie sehen will, kann man fich den
Hals abschneiden. Kein Mißtrauensvotum mchr erlaubt —
das heißt die Fcnsterläden herausreissen und eincm jeden
Schutz gegcn Wetterwcndigkeit bcnehmen! Und diese unge-
hcuren Geldbussen, das hcißt den journalistischen Sparherd
zcrtrümmern! Verboten ist selbst dcr Witz, zwar kein noth-
wendiges Geräth im Haushalt der Oesfentlichkeit, aber das
hcißt doch in die Privalwohnung des Gcistes eindringcn und
die zierlichen Sächelchen, die auf der Commode stehcn, in
Trümmer schlagcn.
Es schcint wieder cin Vandalenthum anzubrechcn, und
zwar cin geistiges. Jn dcn jetzigcn dcutschen Preßgcsetzen
licgt cin furchtbarer Vorrath von Zerstvrungswerkzeugen. Wenn
die alten Vandalen einen Kunstschatz nicht zcrschlagcn konnten.
Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Bertram»
GanzjLhrig 2 fl„ halbj. 1 fl., viertelj. 30 kr„ einzelne Nummern 3 kr.
Zweiter Band.
Scnntag. Ä4» 3. Juni 18-tS.
Das Preftgesetz!
Die Rcdakteure der offtziellcn Ncuen Münchener Zei'tung
sollcn beim Ministerium untcrwürfigst angefragt haben, in
welcher Art sie das bekannte Prcßgcsctz behandeln sollten, und
erhiclten zur Antwort: Ebenso wie einen Militärerceß! Und
wirklich — jeder Satz ist einMaßkrug voll Willkür, der dem
Volke so lang an den Kopf gcht, bis er zerbricht!
Jeder Paragraph scheint mir eine ruinirte Bank, die
man drchen und wcndcn kann, wie man willz jcdcr Abschnitt
diescs Gesctzeö kommt mir vor, wie cin hinauögestossencs
Fcnster, wenn man in's Freie sehen will, kann man fich den
Hals abschneiden. Kein Mißtrauensvotum mchr erlaubt —
das heißt die Fcnsterläden herausreissen und eincm jeden
Schutz gegcn Wetterwcndigkeit bcnehmen! Und diese unge-
hcuren Geldbussen, das hcißt den journalistischen Sparherd
zcrtrümmern! Verboten ist selbst dcr Witz, zwar kein noth-
wendiges Geräth im Haushalt der Oesfentlichkeit, aber das
hcißt doch in die Privalwohnung des Gcistes eindringcn und
die zierlichen Sächelchen, die auf der Commode stehcn, in
Trümmer schlagcn.
Es schcint wieder cin Vandalenthum anzubrechcn, und
zwar cin geistiges. Jn dcn jetzigcn dcutschen Preßgcsetzen
licgt cin furchtbarer Vorrath von Zerstvrungswerkzeugen. Wenn
die alten Vandalen einen Kunstschatz nicht zcrschlagcn konnten.