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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0068

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einen sehr schwcren Zins und der Haushcrr (1,1 ent die Regierung) „läßt
ihr nie etwas richten."

Die Bauaria ist eine Figur von ungeheurer Größe — in ihrem
Kopf können iki Mcnschen aufrccht stehen; die bavarische Hehlköpfigkeit kann
noch berühmt wcrden. Ein Nascnloch von ihr ist so groß, daß man recht
gut eine Million für Deckung der griechischen Schuld darin deponiren
könnte. Mit der eincn, hoch cmporgestreckten Hand hält sie eincn Sieges-
kranz, so daß es aussieht, als ob dieser Siegeskranz recht aus der Lust
gegriffen wäre! Um den Leib trägt fie eine faule Haut. Von den
Schultern an ist ste ricsig gebaut, so daß ihr die dicksten Geistlichen und
die bequemsten Arcligen recht gut auf dcm Nacken fitzen können. Die
Hüften treten sehr kräftig und entschieren hervor, als wollten sie gegen
unbedingte Annahme der Grundrechte protestiren. Auch einen Bnsen,
wic diese Bavaria hat, wird man nicht lcicht bei eincm Mädchen
findcn. — Der Eindruck, den die ganze Gestalt macht, ist ein unterhaltend-
fürchterlichcr, cin gräßlich-lieblicher, ein blauweiß-grün unv gelber!

Kein Preußen mehr, kein Oestcrreich, sondern ein einiges Deutschland,
murmclte ich in meine Stclle, wo der Bart hingehört, und guckte durch
ein Loch dcs Brcttcrverschlags, um den Grund zu diesem Monumcnte, oder
vielmehr den Grundstein zu sehen. Steine lagen gcnug darin, abcr ich
konnte dcn nicht erkcnnen, der so glücklich gewesen, von gesalbter Hand
drei Schläge zu cmpfangcn. Den Berg hinabtrabend dachte ich noch an
den bayerijchcn Löwen zur Seitc Bavariens, dcn sie vermittelst der R e ch-
ten anr Kopfe kratzt, so daß daS Gethier vor lauter constitutionellem
Vergnügen ein wcnig den Rachen öffnet; da unten aber (im Nachcn) ist's
fürchterlich, und mcinc Fantaste sieht Einkommensteuer, Fiottensteuer,
Militär-Etat, Handbillete, Hausschatz und Lhnliche böse Gcister darin hin
und hertanzen.

Am Fuße des Berges fiel mir plötzlich ein, daß ich den Platz nicht
gesehen, auf den dic Schießstätte vcrlegt wird! Welche Vergcffenheit trotz
den Vorträgen des Hrn. Kothe! Zch werde den Spaziergang nächstens
unternehmen, und etwas davon erzühlen!

A n z e i g e.

Jch mache hiemit dem Publikum bekannt, daß bei mir ganz srische
Ostcrlampein zu haben find, die ich aber, um der wühlerischcn Tendenz
der Zcit entgcgen zu arbeitcn, nicht mit rothen Fahncn, sondern mit
weißblauen verziert habe. Ohne Zweifel werden die allerhöchsten
Herrschaften bei mir wieder etwas kaufen, und gieich nach Ostern gedenke
ich in der öffentlichen Magistratsfitzung wieder vom Münchener - Punsch
Anlaß zu nehmen, um eine Bcschränkung der Preßfreiheit zu beantragen.
Zndem, nur mich ausgenommen, bei mir alles neugebacken ist, empfehle
ich mich allcn Gutqesinnten.

Teixlein,

Beförderer der Freß- und Gegner der
P r e ßfreiheit.

Jene geehrten auswärtigen Redaktionen, welche Ar-
tikel aus dem Münchener Punsch der Aufnahme in ihre
Spalten für würdig erachten, werden ersncht, billiger
Weise die Quelle anzugebenl D. Red.

Drnck von vr. Franz Wild.
 
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